Frauengeschichte in Düsseldorfer Straßennamen

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Gertrud-Woker-Straße

  • Verlauf: ab Bahlenstraße (Wersten)

Gertrud Woker, Chemikerin und Pazifistin, 1878-1968

Getrud Woker wurde 1878 als Tochter von Philipp Woker, Professor für Kirchengeschichte, und seiner Ehefrau Johanna in Bern geboren. Sie entdeckte früh ihr Interesse für die Naturwissenschaften. 1900 immatrikulierte sie sich an der Universität Bern für das Fach Organische Chemie. Das Chemie-Studium schloss sie 1903 als erste Schweizerin mit der Promotion ab.

1907 erhielt sie als erste Privatdozentin der Chemie an einer deutschsprachigen Hochschule die venia legendi für die „Geschichte der Chemie und Physik“ an der Universität Bern; die Lehrbefähigung wurde bald erweitert auf „physikalisch-chemische Biologie“. Gertrud Woker setzte sich außeruniversitär für die Rechte von Frauen ein und engagierte sich in verschiedenen Vereinen wie dem „Frauenstimmrechtsverein Zürich“ oder dem gleichnamigen Verein in Bern. 1915 war sie Mitbegründerin der „ Internationalen Frauenvereinigung für den dauernden Frieden“, die später in „Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit“ (IFFF) umbenannt wurde. Der Verein stand der sozialistischen Frauen- und Arbeiterinnenbewegung nahe und setzte sich für Frieden und emanzipatorische Freiheit ein.

Während des I. Weltkriegs klärte Gertrud Woker durch Flugblätter und Vorträge über die Wirk- und Inhaltsstoffe von Giftgasen auf. 1918 fand in Bern die „Internationale Frauenkonferenz für Völkerverständigung“ der IFFF statt, bei der sich Gertrud Woker als Präsidentin zusammen mit anderen Mitgliedern vehement gegen die Grausamkeit des Krieges und besonders gegen die Verwendung von Giftgas aussprach. Es kann als ein Erfolg ihrer Aktivitäten angesehen werden, dass sich der damalige amerikanische Präsident Wilson beim Friedenskongress von Versailles 1919 auf einige Ergebnisse der Berner Frauenkonferenz stützte.

Als Pazifistin, Antimilitaristin, Feministin und Sozialistin hatte sie einen schweren Stand in der Berner Universität, so dass sie erst im Oktober 1933 zur außerordentlichen Professorin der physikalisch-biologischen Chemie in Bern berufen wurde. 1951 beendete sie ihre Lehrtätigkeit und arbeitete für verschiedene chemische, biologische und pharmazeutische Fachzeitschriften. Sie setzte sich weiterhin innerhalb der IFFF für Abrüstung und gegen die Verwendung von chemischen Waffen ein.

Text: Eva Oberdörster