Im Gedenken an engagierte Frauen Düsseldorfs
Elisabeth Büning-Laube zum 10. Todestag

Clemens Hüsgen: Das Besondere

Von vielen Freunden von damals wird bedauert, dass keine Nachfolge des von Elisabeth initiierten Salongedankens erfolgte. Die atmosphärische Dichte wird weder in der „Blauen Stunde“ in der Destille noch im Literaturkreis von Prof. Gepa Klingmüller (bei anderer Zielsetzung) erreicht. Das aber war das Besondere: Konzentrative Stille bei größter körperlicher Nähe der dichtgedrängt sitzenden Zuhörer zum Vortragenden, aber auch locker-freundschaftlicher Umgang in der großen Pause bei Gebäck und Wein. Von der Gitarre bis zur Percussionsgruppe, vom Gesang bis zum Schauspieler waren Künstler und Künstlerinnen vertreten. Lesetexte mussten, vorher genehmigt, den Ansprüchen nach Form und Aussage genügen. Elisabeths leise, sensible Art bewirkte ein kultiviertes Miteinander ohne je förmlich-steif zu sein.

Ich erinnere mich noch lebhaft an meine erste Lesung bei ihr, mit Lampenfieber trotz Erfahrungen vor großem Publikum (Waldhotel Wesel, Schloss Beck, Schloss Ringenberg u. a.) – das hier war eine andere Welt: Kurz vor sich spürt man jeden Blick, ist wie ausgeliefert bei jeder Bewegung, die geringste Nervosität wird wahrgenommen. Doch Elisabeth führte mich ans Micro, stellte mich vor, sprach beruhigend zu mir, alles Befremdliche war verflogen. So mag es manchem ergangen sein, der die Intimität dieses Salons kennenlernte und sich dann später draußen weiterentwickelte. Hilfreich war sicher die Aufnahme in eine Buchreihe, aber entscheidender war wohl die Bewährung vor einem sachkundigen Publikum, die freundschaftlichen Verbindungen untereinander, die Anregungen durch vielfältige Darbietungen.

Elisabeth Büning-Laube hat sich mit der Förderung junger Talente verdient gemacht, doch ihr eigentliches Anliegen, die Wiederbelebung des historischen Vorbilds eines „Salons“ mit einem kultivierten Fluidum jenseits vom lautstarken, oft literarisch wenig Anspruchsvollen – diese Idee ist nach meiner Kenntnis in Düsseldorf nicht weitergeführt worden.

Eine große Wohnung, Engagement und künstlerisch vielfältige Verbindungen als Voraussetzung für dieses Vorhaben sind heute wohl nicht mehr zu bewerkstelligen. Schade, - umso größer ist ihr Verdienst, umso lebhafter und dankbarer unsere Erinnerungen an viele schöne Stunden.

Ihr weithin sichtbarer, großer Hut schmückte unsere Nordstraße, unser Viertel ist kulturell ärmer geworden.