Christine Lavant
Gedichte

 

Daß mir jetzt nichts mehr begegnet!
Randvoll sind meine Augen
von Feuer und Salz.
Tauche kein Bildnis hinein,
Vater, wirf über alle Geschöpfe
dein widerstehendes Wesen
und stelle erzene Engel
rund um mein tobendes Herz.
Feuer und Salz, Feuer und Salz!
Um die schlaflosen Schläfen
Wind, der nicht kühlt.
Wind zwischen deutenden Fingern,
die nichts mehr bedeuten,
die nichts mehr erlangen.
Du sollst sie wie Halme knicken
und jeden einzeln verdorren lassen,
wenn sie noch eines deiner Geschöpfe
anrühren wollen, die Nesseln.

(aus: Ch.L.: Die Bettlerschale. Gedichte. Salzburg 1956)