Dagmar Nick
Gedichte & Kurzvita

Frosteinbrüche

Den Wintertagen voraus,
den Verhängnissen, die
ihre Fangschlingen
uns nachwerfen.
Geständnisse wachsen
über den Horizont.
Offenbarungseide, zurückgelassen,
vervielfältigen uns.
Schneller.
Schon sind unsere Schatten
aus den Fluchtspuren gekippt,
schon öffnen sich Spiegelflächen,
Magnetfelder aus Täuschung,
die uns hinfällig machen,
Frosteinbrüche
hinter der Ferse. Vielleicht
hält die Eisdecke uns
eine Weile noch
über dem Abgrund.

(aus: D.N.: Gezählte Tage, 1986)