Ruth Schaumann
Gedichte

Morgengrauen der Welt

Zum Gefieder Haupt und Kamm gewendet,
Schläft der Hahn, das Holz liegt aufgeschichtet,
Bis die lautre Flamme es vernichtet.
Tag ist fern und Abend ist vollendet.
Und die Nacht beginnt, der Nächte Nacht,
Wo die Kraft in ihrer Qual ermattet,
Wo das Licht vom letzten Schmerz verschattet
Auf des Gartens dunklem Scheitelt wacht.
Sterne stehn im Haus der Herrlichkeit
Angekettet und die Engel schaudern
Festgeschmiedet an des Höchsten Thron.
Feuer züngeln und gewaltig schreit
Jetzt der Hahn in vieler Richter Zaudern
Und der Himmel seufzt: Mein einz’ger Sohn.

(aus R. Sch. Die Tenne. Gedichte, 1931)