Bescheiden
Eine Jan-Wellem-Glosse
Wer behauptet, die Düsseldorfer seien arrogant, großkotzig, überheblich gegenüber ihren Nachbarn von Ne über Me bis jwd? Sie, die Düsseldorfer, täten alle als Landeier ab. Vielmehr sind die Düsseldorfer bescheiden bis zur Selbstaufgabe. Diese ihre bis dahin kaum bekannte Tugend wird sogar schriftlich dokumentiert, schwarz auf Gelb. Allerdings nicht auf Papier gedruckt, sondern auf Blech.
Nein, hier wird kein Blech geschrieben. Wer’s nicht glaubt, braucht sich nur mal linksrheinisch mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß auf die Oberlöricker Straße zu begeben, die vom Seestern in Richtung Meerbusch-Büderich führt. Da steht es, wo der Düsseldorfer Stadtteil Lörick, der letzte vor der Stadtgrenze, beginnt, auf amtlichem Schild: „Landeshauptstadt Düsseldorf-Lörick“.
Fragt man in Lörick, stellt man fest, dass das Dorf die Ehre, Landeshauptstadt zu sein, nicht erkannt hat; es betrachtet sich als Teil vom Ganzen. Aber so steht’s nicht auf dem Schild da; Schilda?
Gerda Kaltwasser
In: Rheinische Post. Düsseldorfer Stadtpost, 13. August 1999