Gerda Kaltwasser Textforum

Ich gehe langsam durch die Stadt

6. Januar 1979

Alle reden vom Schnee. Lambertus nicht. Schneeprobleme tauen weg. Die anderen bleiben. Zum Beispiel die mit den auf Radwegen geparkten Autos.
Lambertus fielen sie besonders an der Erkrather Straße auf. Wenn da nämlich nicht gerade Schnee liegt, ist ein antikes Kopfsteinpflaster auf der Fahrbahn zu betrachten, das nicht mal bei den Leuten in ihrer vierrädrigen Blechkiste nostalgische Gefühle weckt. Noch viel weniger bei den Leuten auf den zweirädrigen Blechgestellten. Wie dankbar wird da so ein Radweg begrüßt, selbst wenn sein Asphalt angenagt und abgeknabbert ist. Mütter lassen ihre Kinder beruhigt mit dem Rad zur Schule fahren, weil sie ja auf dem Radweg geschützt sind.
Aber wie geschützt ist ein Radfahrer auf dem Radweg? Lambertus beobachtet die Fahrkünste erwachsene wie jugendlicher Radfahrer nur mit Herzklopfen. Schwungvoll geht es da hinunter auf die Pflasterfahrbahn, weil da wieder ein Wagen auf dem Radweg steht. Auf der Fahrbahn aber fahren Autos, dicht an dicht. Die Radfahrer balancieren wieder auf ihrem Radweg, aber nur für ein paar Meter, dann ist ein geparkter Kleinbus im Weg.
Slalom für Kunstfahrer. Keine Kripo steckt den sorglosen Radweg-Parker ein Protokoll hinter die Windschutzscheibe. Aber einem Radfahrer, der statt auf die Fahrbahn auf den Bürgersteig ausweicht – dem kann ein Protokoll schon drohen.

Lambertus
In: Rheinische Post. Düsseldorfer Stadtpost, 6. Januar 1979