Gerda Kaltwasser Textforum

Bald Stricknadelorden

Hermann Harry Schmitz wird 110 Jahre alt

Im Juni jährt sich zum 110. Mal der Geburtstag des Düsseldorfer Groteskenschreibers Hermann Harry Schmitz, dessen hintergründige Spaßgeschichten vor zwei Jahren neu herausgegeben wurden. Seine bösen Anspielungen auf Deutschtümelei und allerhöchstgnädigste Trotteligkeit unter dem Titel „Nr. 42. Ein Albdruck“ haben im vergangenen Herbst beim Bücherbummel auf der Kö ihre Welturaufführung erlebt. Aus jenem Erlebnis rührt die „Hermann-Harry-Schmitz-Societät“, die nun einen Vorstand und viele, viele Ausschüsse wählte und in aller Stille an H.H.S.-Geburtstagsüberraschungen arbeitet.

Präsident ist Klaus Lehmann, stellvertretender Kulturamtsleiter. Sein Vertreter und zugleich „Lustwart“ ist der Rechtsanwalt Wolfhard Bode, Kassierer der Geschäftsmann Wolfgang Steinhoff, alles Mitwirkende der Uraufführung.

ann kam es, um mit Goethe zu reden, zum Ausschuß. Ein Bettelausschuß soll die Vereinsfinanzen aufbessern, ein Sackgassenausschuß die geeignete Örtlichkeit für die Straßen- oder Platzbennung nach Hermann Harry Schmitz ausfindig machen. Den Denkmalausschuß vertritt grundsätzlich das jüngste Vereinsmitglied, weil es erfahrungsgemäß sehr lange dauert, bis die Stadt ihren berühmten Literaten-Söhnen ein Denkmal gönnt.

Gegen die Stimmen der meisten anwesenden Frauen wurde ein Frauenausschuß eingerichtet. Wichtig ist der Stricknadel-Ausschuß, – das Instrument weiblicher Handarbeitswut wurde bei H.H.S. literaturfähig –, denn er wird alljährlich den Kandidaten für Stricknadelorden vorschlagen. Der Orden wird für die größte kommunale Katastrophe des Jahres verliehen.

Die Liste der Ausschüsse kann auf 13 erhöht werden. es stimmt aber nicht, daß jedes Vereinsmitglied seinen Ausschuß verkörpert. Die Mitgliederzahl ist erheblich größer. Die erste Stricknadel soll am 23. September beim nächsten Bücherbummel auf der Kö verliehen werden.

Gerda Kaltwasser
In: Rheinische Post. Düsseldorfer Feuilleton, 23. Mai 1990