Gerda Kaltwasser Textforum

Marokko der Wunder und unerklärten Geheimnisse

Willi Achten und sein Roman „Ameisensommer“

„Ameisensommer“ heißt der Roman von Willi Achten, der nach dem Erzählungsband „Transfer“ im Düsseldorfer Grupello-Verlag erschienen ist. Es ist der Roman einer großen Liebe, die nicht endet, sondern im Sande verrinnt. Was aber für jeden, der die Wüste kennt, heißt, dass sie wie die Sehnsucht ist oder wie das Wasser. Wasser, Sand und Sehnsucht kehren immer wieder.

Die Handlung, ganz wirklich und wirklich traumhaft, spielt in Marokko zwischen Tanger und der Sahara. Ein Vater macht sich mit seinem noch nicht zehnjährigen Sohn auf die Suche nach der verschwundenen Frau, der Mutter des Kinds. Das ist nicht das Marokko der Agadir-Touristen, auch nicht das der Studienreise-Touristen in den Königsstädten.

Es ist das Marokko, das sanft übergleitet vom noch immer französisch beeinflussten Nordafrika zum Schwarzafrika mit all seinen uns Europäern unzugänglichen Wundern. Es ist das Land, in dem sich Nachrichten auf unerklärliche Weise auch ohne Telefon, aber auch ohne Buschtrommeln verbreiten, das Land, in dem in einsamer Weite plötzlich Menschen wie aus dem Boden gestampft vor uns stehen. Aber auch ein Land voller atemberaubender Naturschönheiten, die SchriftstellerInnen wie Isabel Eberhard, Paul Bowles, Elias Canetti nie wieder losließen: die den Maler und Dichter Hans Werner Geerts bis heute festhalten.

Der Niederrheiner Willi Achten hat sein Arbeitsstipendium des Landes NRW gut genutzt. Am Donnerstag, 27. Januar, um 20 Uhr liest er im Schnablewopski an der Bolkerstraße 53 aus seinem Roman. Dr. Karin Füllner stellt den Autor vor.

Gerda Kaltwasser
In: Rheinische Post, 26. Januar 2000