Gerda Kaltwasser Textforum

Neue Zeichnungen vom alten Schloss

Mit niederländischem Stammbaum Carl Theodors

700 Jahre gab es in Düsseldorf ein Residenzschloss, seit 100 Jahren gibt es davon nur noch den Schlossturm. Vor 125 Jahren wurde in Düsseldorf als erstes städtisches Museum das Stadtmuseum gegründet, 1874. Damals standen von dem im März 1872 ausgebrannten Schloss außer dem Turm noch die Mauern.

Manche Düsseldorfer hätten sie gern wieder mit höfischem Leben gefüllt gesehen, auch im fernen Berlin war man nicht abgeneigt. Aber die Stimmen, die eine neue Düsseldorfer Rheinfront forderten, waren lauter, ihnen standen die öden Mauern im Weg. 1898 war bis auf den Turm alles weggekarrt.

Aber der Schloss-Gedanke lebt wieder auf, nicht zuletzt dank des Museums-Jubiläums, das derzeit mit einem abwechslungsreichen, kostbaren Bilderbogen gefeiert wird, einer Ausstellung über Düsseldorf als Residenzstadt, in der das Schloss eine zentrale Rolle spielt.

Schon das zweite Buch

Gerade rechtzeitig vor Ablauf des Jubiläumsjahres ist das Buch „Burg und Schloß Düsseldorf“ erschienen, und zwar im Zusammenwirken mit dem Jülicher Geschichtsverein und dem Stadtgeschichtlichen Museum Jülich. Autoren sind der Düsseldorfer Architekt und Festungsforscher Dr. Edmund Spohr und der Kunsthistoriker Hatto Küffner.

Zur Erinnerung: Die Residenzstadt Düsseldorf ist hervorgegangen aus den vereinigten Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg. Für Edmund Spohr ist das die Keimzelle des Landes Nordrhein-Westfalen, das 1946 entstand, Düsseldorf als frühere Residenzstadt ist also folgerichtig Landeshauptstadt.

Das neue Schloss-Buch ist das zweite im Jubiläumsjahr des Museums. Schon vor zwei Monaten ist eins im Droste-Verlag erschienen. Naturgemäß gleichen viele Bilder einander, kann man etliche Namen, keineswegs nur historische, parallel lesen. Und auch der Begriff einer Residenzstadt ist für einen Residenzstadt-Forscher wie Professor Wilhelm Janssen nicht eindeutig festgelegt, sondern Objekt weiterer Forschung.

Carl Theodor im Juni

Doch davon sollte sich der interessierte und ein wenig vorinformierte Laie nicht beirren lassen. Beide Bücher haben ihre Verdienste; über Fehler dürfen die Fachleute streiten; oft werden lateinische Begriffe über Generationen und Jahrhunderte hinweg falsch gedeutet. Und wenn in einem Bildtext das Ständehaus aus der Friedrichstadt mal eben an die Rheinfront versetzt wird, darf man das nicht für bare Münze nehmen.

Blättern wir also unvoreingenommen und wissbegierig in dem Buch mit seinen vielen exakten Karten, auf den neuesten Stand gebrachten Architekturzeichnungen wie die Rekonstruktion eines Umbauentwurfs von Domenico Martinelli von 1699; mit seinen Beweisen für eine reiche kulturelle Vergangenheit, die in Düsseldorf, anders als in Köln, immer wieder vergessen wird.

Anlass zum Erinnern gibt es ebenfalls immer wieder, so im Juni 2000, wenn aus Mannheim, der Residenz des Kurfürsten Carl Theodor, die große Ausstellung zu dessen 200. Todesjahr 1799 nach Düsseldorf kommt. Leckerbissen für Familienforscher: Das neue Schloss-Buch enthält die komplette niederländische Genealogie des Herrschers.

Edmund Spohr und Hatto Küffner: „Burg und Schloß Düsseldorf“, 208 Seiten, 300 Abbildungen, ISBN 3-933969-05-0, 54,80 Mark]

Gerda Kaltwasser
In: Rheinische Post. Düsseldorfer Stadtpost, 8. Dezember 1999