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2. 3. 3. Die Genesis des Bewusstseins

2. 3. 3. 1. Die Notwendigkeit der Mitteilung

In seiner mittleren Phase führt Nietzsche zunächst wesentliche Gedanken aus WL fort. Weiter betont er den abstrahierenden und vereinheitlichenden Charakter, der keinen unverfälschten Zugang zur Realität bietet:

Durch Worte und Begriffe werden wir jetzt noch fortwährend verführt, die Dinge uns einfacher zu denken, als sie sind, getrennt von einander, untheilbar, jedes an für sich seiend. Es liegt eine philosophische Mythologie in der Sprache versteckt, welche alle Augenblicke wieder herausbricht, so vorsichtig man sonst auch sein mag.[195]

Diese Simplifizierungen und Reduktionen sprachlicher Mechanismen scheinen nach wie vor ein sicheres Fundament zu bieten[196], bestimmten aber wesentlich die Wahrnehmung der Welt. Die Auffassung von Sprache erfährt jedoch mehr und mehr eine Modifikation bezüglich der Frage der Sprachschöpfung bzw. -beherrschung. Während die Sprachkonzeptionen in GT und WL der Umstand einte, dass dem Menschen auch im Bereich der Sprache eine Ebene der Individualität bleibt, gerade wenn es um Schöpfung und kreativen Umgang mit Sprache geht, schränkt sich dieses Reservat im Verlauf von Nietzsches Beschäftigung mit der Sprache immer mehr ein. Der Zusammenhang von Sprache und Bewusstsein wird immer enger. Öffentlichkeit verdrängt Privates. Die Frage der Entstehung des Bewusstseins erscheint und wird rückgebunden an die Frage des Einflusses der Sprache. Als aussagekräftigste Passage zu diesem Thema ist sicherlich Aphorismus 354, ironisch betitelt mit „Vom ‚Genius der Gattung“ aus Die Fröhliche Wissenschaft anzusehen. Nietzsche stellt die Frage nach dem Bewusstsein auf eine Art, die der philosophischen Tradition zuwiderläuft: „Das Problem des Bewusstseins (richtiger: des Sich-Bewusst-Werdens) tritt erst dann vor uns hin, wenn wir zu begreifen anfangen, inwiefern wir seiner entrathen könnten.“[197] Das Bewusstsein wird nicht mehr vorausgesetzt und dann nach seinen Mechanismen befragt, sondern Nietzsche meint:  

Das ganze Leben wäre möglich, ohne dass es sich gleichsam im Spiegel sähe: wie ja thatsächlich auch jetzt noch bei uns der bei weitem überwiegende Theil dieses Lebens sich ohne diese Spiegelung abspielt –, und zwar auch unsres denkenden, fühlenden, wollenden Lebens, so beleidigend dies einem älteren Philosophen klingen mag.[198]

Nietzsche führt die Problematik des Unbewussten an und erschüttert die Vorstellung eines reinen, souveränen Bewusstseins, das über seine Funktionen verfügt. Im Gegenteil erscheint das Bewusstsein als ein Spiegel, als ein Passivum, das äußere Impulse einfach reflektiert. Diese Theorie des Bewusstseins führt aber zu der Frage: „Wozu überhaupt Bewusstsein, wenn es in der Hauptsache überflüssig ist?“[199] Nietzsches Antwort überrascht nach dem bisherigen nicht. Wieder ist es letztlich das Kriterium der Lebenserhaltung, welches Entstehung und Funktion des Bewusstseins erklärt, und wieder wird ein sozialer Kontext vorausgesetzt, um die Entstehung und Entwicklung des Bewusstseins, in WL sprach Nietzsche noch von Intellekt, zu beschreiben. Die Genesis und Evolution des Bewusstseins ist an die Notwendigkeit der Kommunikation gebunden: 

Gesetzt, diese Beobachtung ist richtig, so darf ich zu der Vermuthung weitergehen, dass Bewusstsein überhaupt sich nur unter dem Druck des Mittheilungs-Bedürfnisses entwickelt hat, – dass es von vornherein nur zwischen Mensch und Mensch (zwischen Befehlenden und Gehorchenden in Sonderheit) nöthig war, nützlich war, und auch nur im Verhältnis zum Grade dieser Nützlichkeit sich entwickelt hat. Bewusstsein ist eigentlich nur ein Verbindungsnetz zwischen Mensch und Mensch, – nur als solches hat es sich entwickeln müssen: der einsiedlerische und raubthierhafte Mensch hätte seiner nicht bedurft.[200]

Das Bewusstsein als Spiegel kognitiver Abläufe wird erst dann zur Notwendigkeit, wenn um Verständigung geht. Der „raubtierhafte Mensch“, instinktsicher und nicht auf Reflexion eigner Gefühle und Wahrnehmungen angewiesen, hätte der Mitteilungsfähigkeit nicht bedurft. In seiner Schutzlosigkeit musste der Mensch sich einerseits selbst seiner Bedürfnisse bewusst werden, um diese dann andererseits im sozialen Verbund verständlich artikulieren zu können. Nietzsche identifiziert Denken und Bewusstsein nicht, sondern schildert die Bewusstheit als kleinen und unwichtigen Ausschnitt:

Denn nochmals gesagt: der Mensch, wie jedes lebende Geschöpf, denkt immerfort, aber weiss es nicht; das bewusst werdende Denken ist nur der kleinste Theil davon, sagen wir: der oberflächlichste, der schlechteste Theil: – denn allein dieses bewusste Denken geschieht in Worten, das heisst in Mittheilungszeichen, womit sich die Herkunft des Bewusstseins selber aufdeckt. Kurz gesagt, die Entwicklung der Sprache und die Entwicklung des Bewusstseins (nicht der Vernunft, sondern allein des Sich-bewusst-werdens der Vernunft) gehen Hand in Hand.[201]

Hier nennt Nietzsche den entscheidenden Punkt. Die Sprache oder die Notwendigkeit ist nichts, was die Entstehung und Entwicklung des Bewussteins einfach nur anregt und beeinflusst. Es ist nicht damit getan, eine Dialektik zwischen Sprache und Bewusstsein anzunehmen, die bei Unachtsamkeit in Richtung sprachlicher Dominanz ausschlägt, sondern Bewusstsein geschieht gerade bei den „Spätgeborenen“[202] immer schon in sprachlichen Zeichen. Bewusstsein heißt immer schon in Sprache sein, wird zum öffentlichen Raum. Die grundlegende Bedeutung dieses Öffentlichkeitscharakters erklärt Schlimgen:

Die Öffentlichkeit ist keine durch Kommunikation erst hergestellte; sie ist vielmehr in bezug auf Kommunikabilität ‚tranzendental‘, denn Bewußtsein, wie Nietzsche es begreift, ist immer schon das öffentliche Herden-Bewußtsein. Kommunikation ist die ‚Brücke zwischen Mensch und Mensch‘, die durch die logischen Postulate passierbar gemacht werden soll. In der Öffentlichkeitsherstellung hat Bewußtsein seinen Grund, in der Kommunikation das Mittel und die Möglichkeit der Bewußtseinsentwicklung.[203]

Der Mensch passt sein Denken nicht bloß den Belangen öffentlicher Kommunikation an, sondern bewegt sich, sobald er denkt, in einem zumindest potentiell öffentlichen Raum. Wie bei der Begriffsbildung kommt es zu einem Prozess der Vereinheitlichung und Abstraktion, der das Individuelle gerade ausblendet. Dies bedeutet aber, dass „Jeder von uns, beim besten Willen, sich selbst so individuell wie möglich zu verstehen, ‚sich selbst zu kennen‘, doch immer nur gerade das Nicht-Individuelle an sich zum Bewusstsein bringen wird, sein ‚Durchschnittliches‘...“.[204]

Die sprachliche Dominanz bezieht sich nicht nur auf die Wahrnehmung äußerer Welt, sondern betrifft gleichfalls die innere Welt des Selbstbewusstsein. Auch das Selbstbewusstsein ist letztlich nur sprachlicher Effekt und kein Rückzugsgebiet für Individualität. Nietzsche äußert hier ein grundlegendes Paradox, denn es ist im Gegenteil die Bedingung der Möglichkeit für Selbstbewusstsein überhaupt, dass das Individuelle ausgeblendet wird. Man reflektiert in diesem Falle nicht über ein Selbst, sondern über öffentliche Belange. Jeder Versuch des Menschen, sich seines Selbst reflexiv anzunähern, entfernt ihn nur weiter von diesem Ziel: 

Was das Subjekt als vermeintlich objektiven Niederschlag seiner eigenen konstitutiven Leistungen im Zuge der Selbstreflexion rückverinnerlicht, ist in Wirklichkeit ein selbstfremdes, soziales Modell der Identitätsbildung. Aus der Logik der sprachlichen Selbstentfremdung gibt es kein Entkommen, insofern das Subjekt ohne die Sprache seinen Selbstbildungsprozeß gar nicht initiieren könnte, mit der Sprache als Medium der Selbstobjektivierung aber zugleich ein mit seinen individuellen Bedürfnissen und Empfindungen inkompatibles Sinnuniversum übernimmt[205]

Wäre der Mensch ganz Individuum, dann bedürfte er gar keines Wissens darum. Aber nun, da er aufgrund seiner Sozialisation nichts Individuelles überdenken kann, bedarf er umso stärker der Fiktion von Autonomie, Freiheit des Willens und Individualität. Diese Illusion wird entlarvt, wenn Nietzsche darlegt, dass die bewusste Welt „nur eine Oberflächen- und Zeichenwelt ist, eine verallgemeinerte, eine vergemeinerte Welt, – dass Alles, was unbewusst wird, ebendamit flach, dünn, relativ-dumm, generell, Zeichen, Heerden-Merkzeichen wird...“.[206] Zieht man die Ergebnisse aus Nietzsches Beschäftigung mit Rhetorik hinzu, dann sorgt der sprachliche Charakter nicht nur für eine Vergesellschaftung des Bewusstseins, sondern verliert gleichzeitig seine Ausnahmestellung als realitätsversicherndes Fundament. Das Bewusstsein ist nun also nichts mehr, was den Menschen vor dem Tier[207] auszeichnet[208], Intellekt nichts mehr, was den Zugang zu einer Realität sichert und Vernunft[209] nicht mehr ungewordenes Signum der Menschheit. Vielmehr kommt Nietzsche auch hier zu einer radikalen Neubewertung. Zwar hat das Bewusstseins nach wie vor lebenserhaltende Funktion, aber Nietzsche bemerkt mit leichter Ironie:

Die Bewusstheit ist die letzte und späteste Entwickelung des Organischen und folglich auch das Unfertigste und Unkräftigste daran. [...] Wäre nicht der erhaltende Verband der Instincte so überaus viel mächtiger, diente er nicht im Ganzen als Regulator: an ihrem verkehrten Urtheilen und Phantasiren mit offenen Augen, an ihrer Ungründlichkeit und Leichtgläubigkeit, kurz eben an ihrer Bewusstheit müsste die Menschheit zu Grunde gehen.[210]

Das Bewusstsein wird in den weiteren Kontext des Organischen eingegliedert und als ein „unfertiges“ Organ angesehen, das wegen seiner „Unfertigkeit“ sogar eine Gefährdung für den Menschen darstellt. Entsprechend sind es für Nietzsche nicht mehr die Triebe, die durch das Bewusstsein kontrolliert werden. Wie selbstverständlich kehrt er auch dieses Verhältnis um und macht das Bewusstsein zu einem Problem, das der Triebe bedarf, um überleben zu können. In Nietzsche scheint somit die dritte grosse Kränkung präfiguriert, die Freud für sich reklamierte.[211]    

Bislang lag das Augenmerk bei der Beschreibung von Nietzsches Sprachkonzeption, besonders auf der Tatsache, dass die Sprache bei der Erschließung der äußereren Welt hinderlich ist[212], eine falsche Sicherheit vorgibt. Aber die Sprache bestimmt ebenfalls, wie bereits angedeutet, die Selbstwahrnehmung des Menschen. Nietzsche fragt, ein weiteres Mal mit ironischer Nuance, warum der Mensch nach der Erkenntnis der Dinge strebt, wenn er sich doch selbst noch gar nicht kennt: „Wir bleiben uns eben notwendig fremd, wir verstehn uns nicht, wir müssen uns verwechseln, für uns heisst der Satz in alle Ewigkeit ‚Jeder ist sich selbst der Fernste‘, – für uns sind wir keine ‚Erkennenden‘...“.[213] Was auf uns am vertrautesten wirkt, was in gewisser Weise über allen Zweifel erhaben scheint, unser Bewusstsein, weist doch den höchsten Erklärungsbedarf auf: „Wir haben so viel Mühe gehabt, zu lernen, dass die äusseren Dinge nicht so sind, wie sie uns erscheinen, - nun wohlan! mit der inneren Welt steht es ebenso!“[214] Und auch hier spielt die Verkennung durch die Sprache eine große Rolle. Denn das vereinheitlichende, verallgemeinernde, abstrahierende Verfahren der Sprache bestimmt auch die innere Erfahrung:

Die Sprache und die Vorurtheile, auf denen die Sprache aufgebaut ist, sind uns vielfach in der Ergründung innerer Vorgänge und Triebe hinderlich: zum Beispiel dadurch, dass eigentlich Worte allein für superlativische Grade dieser Vorgänge und Triebe da sind –; nun aber sind wir gewohnt, dort, wo uns Worte fehlen, nicht mehr genau zu beobachten, weil es peinlich ist, dort noch genau zu denken; ja ehedem schloss man unwillkürlich, wo das Reich der Worte aufhöre, höre das Reich des Daseins auf.[215]

Wir nehmen nur die Empfindungen bewusst wahr, für die es eine Bezeichnung gibt; feinere Grade, die dem Bereich des Individuellen zugeordnet werden könnten, bleiben unter der Sprache verschüttet.

Nietzsche greift die Vorstellung vom privaten Charakter des Bewusstseins an, die von einem exklusiven Zugang des Individuums ausgeht und es als Ort der unmittelbaren Gewissheit ansieht. Als ein maßgeblicher Vertreter dieser Ansicht ist René Descartes anzusehen. Descartes fragt in einem reduktiven Verfahren, wessen ich unmittelbar gewiss sein, was keinesfalls auf Einbildung beruhen könne:

Und das Denken? Hier werde ich fündig: das Denken [= Bewußtsein] ist es; es allein kann von mir nicht abgetrennt werden; Ich bin, Ich existiere, das ist gewiß. Wie lange aber? Offenbar solange ich denke, denn es ist ja auch möglich, daß ich, wenn ich überhaupt nicht mehr denken würde, sogleich aufhörte zu sein. Ich lasse jetzt nichts gelten, als was notwendig wahr ist; demnach bin ich genaugenommen lediglich ein denkendes Ding, d. h. Geist bzw. Seele bzw. Verstand bzw. Vernunft; lauter Bezeichnungen, deren Bedeutung mir früher unbekannt war. Ich bin nun ein wirkliches und wahrhaft seiendes Ding. Was denn für ein Ding? Ich sage ja: ein denkendes.[216]

Diese Auffassung eines Cogito greift Nietzsche an. Für ihn ist die Vorstellung von der Innerlichkeit weder unmittelbar noch gewiss. Unmittelbar ist diese scheinbare Gewissheit nicht, weil ich das Denken erst durch den Vergleich mit anderen Zuständen identifizieren kann, und gewiss ist sie nicht, weil nicht klar ist, „dass ich es bin der denkt“[217]:

Was den Aberglauben der Logiker betrifft: so will ich nicht müde werden, eine kleine kurze Thatsache immer wieder zu unterstreichen, welche von diesen Abergläubischen ungern zugestanden wird, –  nämlich, dass ein Gedanke kommt, wenn ‚er‘ will, und nicht wenn ‚ich‘ will; so dass es eine Fälschung des Thatbestandes ist, zu sagen: das Subjekt ‚ich‘ ist die Bedingung des Prädikats ‚denke‘. Es denkt: aber dass dies ‚es‘ gerade jenes alte berühmte ‚Ich‘ sei, ist, milde geredet, nur eine Annahme, eine Behauptung vor Allem keine ‚unmittelbare Gewissheit‘.[218]

Nietzsche treibt hier einen Spalt zwischen das Subjekt und sein Ich. Es spielt hier keine so große Rolle, ob dieser Umstand sprachlicher Konditionierung oder unbewusster Triebhaftigkeit geschuldet ist. Die unmittelbare Gewissheit wird aufgelöst zugunsten einer dezentralisierten Auffassung.[219] Was für die Bewusstseinsinhalte des Menschen gilt, ist natürlich auch für seine Handlungen von Bedeutung:

Ich weiss durchaus nicht, was ich thue! Ich weiss durchaus nicht, was ich thun soll!‘ – Du hast Recht, aber zweifele nicht daran: du wirst gethan! in jedem Augenblicke! Die Menschheit hat zu allen Zeiten das Activum und das Passivum verwechselt, es ist ihr ewiger grammatikalischer Schnitzer.[220]

Der Mensch verfügt einmal mehr nicht frei und souverän über seine Bewusstseinsinhalte und Handlungen. Die Vorstellung vom souveränen Individuum erweist sich als Ideologie, denn es kommt ihm immer Sprache, Moral oder in diesem Fall die Natur (in Form von Trieben) in die Quere.


[195] Nietzsche MA, S. 547.

[196] Nietzsche, MA, S. 30: „Die Bedeutung der Sprache für die Entwickelung der Cultur liegt darin, dass in ihr der Mensch eine eigene Welt neben die andere stellte, einen Ort, welchen er für so fest hielt, um von ihm aus die übrige Welt aus den Angeln zu heben und sich zum Herren derselben zu machen. Insofern der Mensch an die Begriffe und Namen der Dinge als an aeternae veritates durch lange Zeitstrecken hindurch geglaubt hat, hat er sich jenen Stolz angeeignet, mit dem er sich über das Tier erhob: er meinte wirklich in der Sprache die Erkenntniss der Welt zu haben.“

[197] Nietzsche, FW, S. 590.

[198] Nietzsche, FW, S. 590. Nietzsche erwähnt in diesem Zusammenhang Leibniz, der als eine Inspirationsquelle dieses Aphorismus gelten kann: „Leibniz erweiterte die Bewußtseinsthematik um den Begriff des Unbewußten, indem er die Perzeption von der Apperzeption, dem eigentlichen Bewußtsein oder Selbstbewußtsein unterscheidet. Die Perzeptionen, die Eigenschaft aller Substanzen (Monaden, Entelechien) sind, müssen nicht bewußt werden, um in den Seelen bzw. Monaden eine Wirkung auszuüben“ (Schlimgen, 1998, S. 32/33).

[199] Nietzsche, FW, S. 590.

[200] Nietzsche, FW, S. 591.

[201] Nietzsche, FW, S. 592.

[202] Nietzsche, FW, S. 591.

[203] Schlimgen, 1998, S. 144.

[204] Nietzsche FW, S. 592.

[205] Kalb, 2000, S. 170. Vgl. dazu auch Seidel, Tom: Sprach- und Erkenntniskritik bei Friedrich Nietzsche. In: Nietzscheforschung: eine Jahresschrift. Hrsg. im Auftr. der Förder- und Forschungsgemeinschaft Friedrich Nietzsche e. V. 7. Bd. Berlin, 2000, S. 246: „Der ganze Prozeß der Genese von Sprache bzw. ‚Mitteilungszeichen‘ ist für Nietzsche nicht Sache des Einzelnen, sondern immer der Gemeinschaft. Ein so entstandener Mensch entwickelt daher auch weniger ein individuelles Bewußtsein als er vielmehr das Bewußtsein der Gemeinschaft repräsentiert.“

[206] Nietzsche, FW, S. 593.

[207] Zur Frage nach Nietzsches Beitrag zur Anthropologie vgl. Schlossberger, Mathias: Über Nietzsche und die Philosophische Anthropologie. In:  Nietzscheforschung: eine Jahresschrift. Hrsg. im Auftr. der Förder- und Forschungsgemeinschaft Friedrich Nietzsche e. V. 4. Bd. Berlin, 1998.

[208] Nietzsche, FW, S. 382/383: „Man denkt, hier sei der Kern des Menschen; sein Bleibendes, Ewiges, Letztes, Ursprünglichstes! Man hält die Bewusstheit für eine feste gegebene Grösse! Leugnet ihr Wachstum, ihre Intermittenzen!“

[209] Nietzsche, Friedrich: Morgenröthe. Gedanken über die moralischen Vorurtheile. Kritische Studienausgabe. Giorgio Colli und Mazzino Montinari (Hrsg), Bd. 3, 2. durchgesehene Aufl., München, 1999 (im Folgenden zitiert als MR), S. 116: „Wie die Vernunft in die Welt gekommen ist? Wie billig, auf eine unvernünftige Weise, durch einen Zufall, Man wird ihn errathen müssen, wie ein Räthsel.“

[210] Nietzsche, FW, S. 382.

[211] Freud, Sigmund: Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse. In: Gesammelte Werke (G.W). Band 12, 5. Aufl. Frankfurt a. M., 1978. S. 8 –12.

[212] Nietzsche, MR, S. 53: „Überall, wo die Uralten ein Wort hinstellten, da glaubten sie eine Entdeckung gemacht zu haben. Wie anders stand es in Wahrheit! – sie hatten an ein Problem gerührt und indem sie wähnten, es gelöst zu haben, hatten sie ein Hemmniss der Lösung geschaffen. – Jetzt muss man bei jeder Erkenntniss über steinharte verewigte Worte stolpern, und wird dabei eher ein Bein brechen, als ein Wort.“ 

[213] Nietzsche, Friedrich: Die Genealogie der Moral. Eine Streitschrift. Kritische Studienausgabe. Giorgio Colli und Mazzino Montinari (Hrsg), Bd. 5, 2. durchgesehene Aufl., München, 1999 (im Folgenden zitiert als GM), S. 247.

[214] Nietzsche, MR, S. 109:

[215] Nietzsche, MR, S. 107.

[216] Descartes, René: Meditationen über die Erste Philosophie. Übersetzt und herausgegeben von Gerhart Schmidt. Stuttgart, 1986, S. 83. die Bedeutung der res cogitans betont auch Schroeder, Severin: Das Privatsprachen-Argument. Wittgenstein über Empfindung & Ausdruck. Paderborn, München, Wien, Zürich, 1998, S. 12: In DescartesMeditationen widersteht einzig das Denken dem methodischen Zweifel. Der eigene Geist (als res cogitans) erweist sich als sehr viel besser bekannt als die Körperwelt, von andern menschlichen Geistern ganz zu schweigen.“ Auch Wittgenstein greift laut Schroeder das cartesianische Konzept der Innerlichkeit an. 

[217] Nietzsche, JGB, S. 30 hat es besonders auf den Satz „Ich denke“ abgesehen, denn er versichert gerade nicht, „dass ich es bin, der denkt, dass überhaupt ein Etwas es sein muss, das denkt, dass Denken eine Thätigkeit und Wirkung seitens eines Wesens ist, welches als Ursache gedacht wird, dass es ein ‚Ich‘ gibt, endlich, dass es fest steht, was mit Denken zu bezeichnen ist, – dass ich weiss, was Denken ist.“  

[218] Inspiriert sind diese Gedanken wieder durch Lichtenberg. Dies zeigt, dass sich sein Einfluss durch Nietzsches gesamtes Schaffen zieht: „Es denkt, sollte man sagen, so wie man sagt: es blitzt. Zu sagen cogito, ist schon zu viel, so bald man es durch Ich denke übersetzt. Das Ich anzunehmen, zu postulieren, ist praktisches Bedürfnis“ (Lichtenberg, SB II, 1971, S. 412, K [76]). Vgl. auch Stingelin, 1996. S. 179.

[219] Lang, Hermann: Nietzsche – gelesen in der Perspektive eines struktural-analytischen Ansatzes. In der selbe: Strukturale Psychoanalyse. Frankfurt a. M., 2000, S. 198. „Wenn der späte Nietzsche dann allerdings, wie wir gesehen haben, ein das Ich transzendierendes ‚es denkt‘ zu thematisieren sucht, so befinden wir uns auf der Ebene der struktural-analytischen Dezentrierung des Ich.“

[220] Nietzsche, MR, S. 115.


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