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1. Einleitung

Für sich genommen haben Sport und Literatur ihren Stellenwert im gesellschaftlichen Leben gefunden. Probleme ergeben sich erst, wenn die beiden „feindlichen Brüder“[1] miteinander verschmelzen, wenn der Sport künstlerisch be- und verarbeitet wird. Im europäischen Raum wird der Sport in der Literatur mit Skepsis betrachtet. Man traut ihm nicht über den Weg. Das „ist leicht erklärbar aus der Distanz, die Intellektuelle schwerlich überwinden können, wenn sie in die Nähe schwitzender Gestalten geraten.“[2] Mit dieser Meinung steht Gerhard Krug nicht ganz alleine. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die meisten literaturwissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der literarischen Behandlung des Sports befassen, selten ohne eine Entschuldigung für das Thema auskommen.

In dieser Arbeit sollen ausgewählte Werke aus deutscher und internationaler Feder betrachtet werden. Sie sind in einem Zeitraum von etwa 70 Jahren erschienen. Demnach haben wir die Arbeit in drei größere Abschnitte eingeteilt: Nazi-Komplex, DDR-Komplex und ein Gegenwart-Komplex. Gerade für die ersten beiden Abschnitte möchten wir überprüfen, inwieweit der Sport im Roman möglicherweise auch politisch indoktriniert ist. Welche Aussagen lassen sich zwischen den Zeilen erkennen? Der Gegenwarts-Komplex kommt dann ohne politische Überzeugungen aus. Wir werden hier überprüfen, welche Ziele neben der Handlung noch transportiert werden. Insbesondere wollen wir uns um die jeweilige Darstellung der Protagonisten kümmern. Sie sind sportliche Helden. Was macht ihren Heldenstatus aus? Wie wird er im Roman oder Film aufgebaut. Welche Werte vermittelt der Protagonist?

Um die Grundlagen für die spätere Analyse der Primärtexte zu schaffen, werden wir in einigen Kapiteln dem Phänomen Sport in der Literatur auf den Grund gehen. Dabei sind einige Gedanken über sich verändernde Kulturen notwendig, der gesellschaftliche Stellenwert des Sports wird einer genauen Betrachtung unterzogen, strukturelle Besonderheiten des Sportromans und –films werden herausgearbeitet. Wir möchten zudem versuchen, die Forschung zum Thema Sport in der Literatur um eine Nuance zu erweitern, da wir meinen, bei der Betrachtung des Aufbaus solcher Romane und Filme wiederkehrende Muster erkannt zu haben. Sie werden in einem ausführlichen Kapitel erklärt und mit Beispielen belegt werden.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass es sich bei der vorliegenden Arbeit „Helden des Sports in Literatur und Film“ um eine Gemeinschaftsarbeit handelt. Die Kapitel 1 bis 5 sind von uns gemeinsam erarbeitet worden, für Nazi- und DDR-Komplex zeichnet Markus Kaminski (Kapitel 6 und 7) verantwortlich, Markus Bülles hat sich mit dem Gegenwarts-Komplex (Kapitel 8) befasst. Der Schlussteil ist dann wieder eine gemeinschaftliche Leistung.


[1] Marcel Reich-Ranicki sieht das so. Vgl. Fischer, Nanda (Red.): Sport und Literatur, dvs, Clausthal-Zellerfeld 1986, S. 175.

[2] Krug, Gerhard: Sport und moderne Literatur; in: Natan, Alex (Hrsg.):  Sport — kritisch, Hallwag AG, Bern 1972, S. 171/172.


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