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6. 3 Hermann Stahl: Der Läufer

6. 3. 1 Basis-Analyse

Ein strahlender Sonntagvormittag, etliche Jahre nach Beendigung des ersten Weltkriegs, soll das Leben Michael Rodenbachs nachhaltig beeinflussen: Wie immer radelt der Sekundaner zum Sportplatz. Er ist spät dran und bekommt gerade noch mit, dass ein 10 000-Meterlauf ansteht. Obwohl er gar nicht berechtigt ist, reiht er sich in die Gruppe der Starter ein. Man versucht ihn noch zurückzuhalten, doch der Junge läuft los und ist nicht mehr zu bremsen. Sieg für Rodenbach. Von nun an will Michael ein Läufer sein. Das bringt Probleme mit sich. Zunächst ist er eigentlich nicht besonders sportlich. Er muss sich mühen, um in anderen Disziplinen die Leistungen seiner Kameraden zu erreichen. Auch der strenge Vater hat mit den sportlichen Ambitionen so seine Schwierigkeiten, da er die schulischen Leistungen des Sprösslings darunter leiden sieht. Und nicht zuletzt sind es auch organisatorische Schwierigkeiten, da sich dem Turnverein, bei dem er trainiert, satzungsgemäß der Sinn des Laufens nicht so recht erschließen will. Im Bäckerlehrling Karl und seinem Schulkameraden Renatus Lysius hat er allerdings willige Weggefährten gefunden. Sie stellen sich den Schwierigkeiten und trainieren gemeinsam, wenngleich die Kameraden nicht Michaels Talent haben. Bald lenkt auch der Verein ein, schafft Trainingsmöglichkeiten und ernennt ihn zum Wart der Laufgruppe.

Solche Erfolge motivieren die drei Freunde, und Michael steckt seine Ziele höher. Nach einem überragenden Sieg auf dem Sportfest in einer anderen Stadt wird ihm klar, dass er nun einen Marathon versuchen muss. Er weiht nur seine beiden Freunde ein, dennoch macht das Gerücht bald die Runde. Akribisch, und immer noch um Heimlichkeit bemüht, bereitet sich der „Marathonläufer“, wie Michael fortan genannt wird, auf die anstehende Aufgabe vor.

Aus Angst vor Spott und Häme unternimmt er in aller Heimlichkeit vor dem eigentlichen Wettkampf einen Testlauf. Nur von seinen zwei Freunden begleitet, trifft er kurz nach dem Start seinen Lateinlehrer, der sich bei Michaels Anblick gleich an DEN Marathonläufer, der nach Miltiades Sieg über die Perser die frohe Kunde nach Athen überbracht hat, erinnert fühlt. Michaels Hatz verläuft ähnlich. Während einer Schwächephase plagen ihn kurzzeitig Zweifel, doch er kann, darf und will nicht aufgeben. Nach 42 Kilometern der Sieg. Und in seinem Gesicht schimmert ein Glanz, uralt und adelig. Michael Rodenbach ist tot.

6. 3. 2 Einordnung in einen Aufbaumuster-Typ

Hermann Stahls Novelle Der Läufer weist die Strukturen des Aufbaumuster-Typs Kasus I auf. Zunächst handelt es sich bei dem Protagonisten Michael Rodenbach um einen Aufsteiger. Den Hinweis gibt der auktoriale Erzähler, der bei der Beschreibung der Turnhalle, „ein Kirchlein vorzeiten“[314], auf Michaels Schwächen im Seilklettern hinweist: Und

„wie sehr auch Michael sich mühte, war er doch in der Bewältigung dieses   Gerätes nicht der Besten einer, doch gedachte und wünschte er, es anders den Stärkeren nachzutun und sie, um auszugleichen, womöglich auf gute Art überwinden zu können. Dies war sein brennendes Ziel […].“[315]

Sportlich hat Rodenbach also sein Ziel noch nicht erreicht. Das ändert sich auch nicht durch den ersten Laufsieg, da dieser den Ausgangspunkt für seine Leidenschaft darstellt: Es „wuchs eine glühende Freude in ihm empor, und er beschloß mit jener schönen Ausschließlichkeit, wie sie der Jugend holdeste Stärke ist, ein Läufer zu werden.“[316] Michael erkennt: „Von nun an werde ich immer laufen, jetzt erst werde ich es richtig üben!“[317]

Doch der Reihe nach. Die beiden Normsysteme, denen der Protagonist dem Aufbaumuster-Typ Kasus I gemäß angehört, werden schon früh umrissen. Michael Rodenbach befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Junior Bevil in „Cool Runnings“. Rodenbach ist Teil eines restriktiven Erziehungssystems, das in diesem Fall ebenso sehr eng an den Vater, „ein Mann stolzen Sinnes, Buchbinder und seit dem Krieg eines Fußes ledig“[318], aber auch an die Schule gebunden ist. Der „gestrenge Vater“[319] ist es auch, der dafür sorgt, dass Michael an jenem Sonntag, an dem „all sein bisheriges Leben von Grund an sich ändern und aus der gewöhnlichen Ordnung und Behütung“[320] geführt werden wird, reichlich spät dran ist. Bevor Michael nämlich zum Sport, der das zweite Normsystem darstellt, radeln darf, hatte der „Vater den Sohn geheißen, die Schulaufgaben zu besorgen.“[321] Vater Rodenbach achtet sehr auf die schulischen Leistungen seines Ältesten, dem er „ein Studium ermöglichen wollte“[322]. Daher, und weil die Lehrer stets Michaels Leistungen loben, „achtete der Vater um so genauer darauf, daß der Sohn in keiner Arbeit es fehlen ließe an Fleiß und bestimmter Mühe.“[323] Das Sportsystem steht dem von Schulnoten und Hausaufgaben geprägten Erziehungssystem konträr gegenüber. Im Sport liegen Michaels Interessen, obwohl er im Turnen nicht einmal sonderlich gut ist. Das schulische fliegt ihm zu, weshalb er zu den Besten seiner Klasse zählt. Da „solcher Rang ohne besondere Mühen ihm zugefallen, richtete sein Wille sich dahin, wo Ehre und Leistung zu erringen ihm minder leicht fiel.“[324] Das wird, bevor er zum Läufer wird, als weitestgehend unproblematisch dargestellt, da die „Freizeit, die dem Sekundaner nicht eben knapp bemessen war“[325], für das Turnen völlig ausreichte. Das soll sich nach dem zur „Erringung einer bestimmten Ehre“[326] angesetzten 10 000-Meterlauf ändern. Eigentlich darf Michael gar nicht starten, doch als sich die Gruppe auf den Weg macht, ruft der Gerätewart lachend: „Du Übriggebliebener[327]!, und als löste dieser heitere Zuruf eine dem Knaben kaum bewußte Spannung, begann er zu laufen, lief hinter der Gruppe einher, […] deren Spitze eben auf die Landstraße einbog […] [,] als folgte er einem unfaßlichen  Zwang […].“[328]

Rodenbach lässt die Konkurrenz praktisch stehen. „Er atmete tief, […] da war es eine Freude, so zu laufen, das Glück der schnellen Bewegung aus eigener Muskeln Kraft wurde anfeuernd ihm zuteil, […] mit weichem, ausgreifendem Schritt, […] erhobenen Kopfes und lachend und tief und achtsam atmend. Er überholte die Spitze.“[329]

Mit der Gewissheit, nun ein Läufer sein zu wollen, klingt dieser Tag aus. Dass beide Systeme miteinander konkurrieren, wie für das Aufbaumuster Kasus I gefordert, wird mit der Katerstimmung des nächsten Tages verdeutlicht: Es „schmerzten die Muskeln.“[330]

„[Müde] und seltsam unbeteiligt saß Michael in der Schule, und es geschah, daß er, beim Namen aufgerufen, auffuhr und verwirrt [war]. Da lachte die Klasse […], und unter dem verwundert-enttäuschten Kopfschütteln des alten Lateinlehrers, […], mußte Michael blutroten Gesichtes seinen Platz wieder einnehmen. […] [Und] zum erstenmal […] war Michael froh, als die Schulstunde vergangen war.“[331]

Daraus ergibt sich auch, dass beide Systeme ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten haben. Einerseits muss Michael mit Fleiß und Ernsthaftigkeit für die Schule arbeiten, andererseits lässt die neue Leidenschaft nicht genügend Zeit für Schulaufgaben und Prüfungsvorbereitungen. Die Quittung dafür kassiert Rodenbach am Ende des Schuljahrs. Das Zeugnis macht deutlich, wie stark die beiden Systeme miteinander konkurrieren. Rodenbachs Notenschnitt ist gesunken, schlimmer ist aber noch des Ordinarius’ Hinweis, „Fleiß wie Aufmerksamkeit des Schülers Rodenbach [hätten] in einer befremdlichen Weise nachgelassen“[332], und Konsequenzen stünden an, „träte nicht eine baldige Rückkehr zu den früheren Leistungen ein.“[333] Darüber „geriet [der Vater] in […] fassungslosen Zorn“[334] und fordert „das Versprechen eines grundlegenden Wandels“[335]. Vater und Ordinarius sind hier als Repräsentanten des Erziehungssystems leicht zu identifizieren. Obige Belege der Konfrontation mit den Repräsentanten eines Systems, die ein weiteres Merkmal des Aufbaumuster-Typs Kasus I darstellen, sollen zunächst genügen.

Zu diesem Zeitpunkt hat sich der „Läufer“[336], wie er genannt wird, schon längst für ein System entschieden. Das Erziehungssystem erkennt er gewissermaßen als falsch. Die „Bedeutung der Schule und des Lernens war geringer geworden“[337], denn „lästig waren diese Dinge ihm zuinnerst geworden.“[338] Er wendet sich in sofern von diesem System ab, als er es praktisch nur noch als notwendiges Übel ansieht: Es „kam nicht mehr darauf an, zu glänzen, und solcher Verzicht konnte ihn nicht betrüben — es galt nur, den Zwecken gehorchend sich anzupassen, wichtig aber war und blieb das Andere.“[339] In das Laufen, „er war erfüllt vom eigenen Läuferglück, von der Bewegung und ihrer Leichtheit“[340], steckt er seit seinem ersten Sieg seine ganze Energie, sein Herzblut.

Das fällt zwar auf, zieht aber keine Konsequenzen nach sich:

„Die Lehrer, die Michael seit Jahren gekannt hatten, spürten mit leiser Bitterkeit, daß etwas anderes als jene Dinge, die zu vermitteln ihr Amt war, des Jünglings Herz bewegte, doch konnten sie nichts tun, als der Entwicklung ihren Lauf zu lassen, zumal zu unmittelbaren Klagen kein Anlaß sich [mehr] bot.[341]

Dass wenigstens die Schulnoten keinen Grund zum Klagen bieten, „verdankte [Michael] [seinem Schulkameraden Renatus] Lysius, der […] zu etwas Ähnlichem wie einem Verbindungsmann zwischen den Schulpflichten und Michael geworden war, […].“[342] Lysius hilft ihm aber nicht nur bei den Hausaufgaben. Zusammen mit dem Bäckerlehrling Karl sorgt er auch in allen anderen Bereichen dafür, dass sich Michael auf das Laufen konzentrieren kann. Beim finalen Marathonlauf sind sie beispielsweise sein „Tischleindeckdich“[343], sie begleiten ihn auf der ganzen Strecke und versorgen ihn mit getrockneten Apfelstücken, Zitronen und Wasser.

Um die Einordnung in das Aufbaumuster Kasus I zu vervollständigen, müssen noch die Gründe freigelegt werden, aus denen heraus sich der Protagonist für ein System entscheidet. Gefordert ist hier eine weitestgehend moralisch motivierte Entscheidung. In diesem Fall ist sie nicht ganz so offensichtlich. Das Laufen bietet Michael Rodenbach die Plattform, auf der er außerschulischen Erfolg verbuchen kann. Neben seinen sehr guten schulischen Leistungen hat Michael mit dem Laufen eine zweite Begabung entdeckt. Und darin ist der moralische Grund zu suchen. „Aber das Ziel galt, nichts anderes, und dieses Ziel hieß, etwas zu leisten auf einem Gebiet, das schwierig war und doch ihm erschlossen vor anderen, aus besonderer Anlage her.“[344] Michael Rodenbach möchte ein Vorbild sein. Das gilt es in der Basis-Interpretation noch weiter herauszuarbeiten.

Die Auswirkungen der moralisch bedingten Entscheidung müssen hier noch kurz nachgetragen werden. Zunächst setzen sich die drei Freunde, die immer noch heimlich trainieren müssen, für eine Laufgruppe innerhalb des Turnvereins ein:

„Michael […] beklagte sich laut und bitter, […] daß es doch schließlich nicht genüge, wenn etliche zwecks Erlangung eines bestimmten Ehrenzeichens den Lauf, ohne rechte und längere Vorbereitung, sozusagen ex faustibus, zurücklegten und mit Mühe und Not die Strecke gewännen.“[345]

Seinem Antrag wird einige Zeit später stattgegeben. Es entsteht eine Laufgruppe, die „von den turnerischen Übungen abgezweigt“[346] wurde, und Michael wird sogar zum Wart der Laufgruppe ernannt. Sportliche Erfolge stellen sich ebenso ein: Auf einer großen Laufveranstaltung in einer anderen Stadt, „ging er umjubelt als erster durchs Ziel“[347], hatte dabei sogar den Lokalmatador, „ein als hervorragend bekannter Läufer“[348], überholt, und siegte „weit vor dem Fremden.“[349] Die von diesem Lauf beeindruckten Zuschauer lenken Michaels Augenmerk auf  sein nächstes Ziel: Einer „begehrte zu wissen, ob er schon gar den Marathonlauf versucht, da schrie ein anderer: Ja, ein Marathonläufer!“[350]

Michael trainiert fortan für längere Strecken. „Ich muß den Marathonlauf versuchen.“[351] In der Winterzeit, in der sein Vater „an den Folgen seiner Kriegsverletzung“[352] kränkelt, hält er sich mit „Dauermärschen“[353] fit, er verpasst keine „der abendlichen Übungsstunden.“[354] Michael trainiert nur noch für sein großes Ziel. In den großen Sommerferien ist es dann soweit. Als die drei Freunde zum Testlauf starten, begegnen sie dem Ordinarius, der sich ins „Jahre vierhundertneunzig, ante Christum natum,“[355] zurückversetzt fühlt, „allwo Miltiades, der Thraker, dem Datis und seinem persischen Haufen“[356] das Fürchten gelehrt hat. Davon hatte er seinen Schülern noch jüngst erzählt, und auch Michael erinnert sich während seines Marathons, völlig geschafft, aber kurz vor dem Ziel, an die Schlacht, vor allem aber an den „Revanchekampf bei Thermopylä, zehn Jahre später — Perserkriege — Befreiung der Griechen — […] — Leonidas ante Xerxes […].“[357] Und wie der Spartanerkönig will auch Michael nicht aufgeben. Im Ziel bricht er tot zusammen, er ist „siegend hingelangt zum Ziel — [und hat] das Schwerste zu meistern sich dargeboten.“[358]

6. 3. 3 Basis-Interpretation

Meine erste Hypothese betrifft das persönliche Überzeugungssystem Hermann Stahls: Ich vermute, dass Stahl zumindest eine nationalistische Grundhaltung vertritt. Einen Beweis dafür anzutreten, ist nicht ganz so leicht, weil einfach die ermittelte Sachlage strittig ist. Stahl hatte sich in den 30er Jahren in München als Maler versucht und früh Erfolge gefeiert: Er galt als „»der Benjamin der Münchner Künstlerszene«“[359] und „stellte als Mitglied der Gruppe »Die Juryfreien« aus, bis seine Bilder 1933 als »künstlerisch entartet und jüdisch versippt« verboten wurden […].“[360] Dies wurde immer als deutliches Indiz dafür gewertet, dass Stahl ein Gegner des Nationalsozialismus gewesen sei. Das Gegenteil kann hier nicht bewiesen werden. Dennoch existieren begründete Zweifel, da Stahl seine Verbindungen zu den Nationalsozialisten zugab:

„Auf Anraten seines Freundes Alfred Grimme löste er 1947 einen Vorvertrag für ein Buch über seine Doppelrolle im Dritten Reich, »weil ich das Nachschreiben eines zwölfjährigen, sehr heiklen Drahtseilaktes als enervierend empfand«.“[361]

Zunächst aber ist er erst einmal Mitglied der nationalsozialistischen Gesellschaft, und wird dadurch schon mit deren Werteüberzeugungen konfrontiert, die sich in Der Läufer widerspiegeln. In der Novelle lässt sich zumindest ein nationalistisch geprägtes Überzeugungssystem nachweisen. Bernett hat darauf hingewiesen, dass das Gedenken des Ersten Weltkriegs im Nationalsozialismus eine zentrale Rolle einnimmt. Damit sollte den Bürgern eingeimpft werden, „daß ihnen […] Unrecht geschieht“[362], beispielsweise durch den Versailler Vertrag. Ebenso gehörte es zum Plan, das Andenken der Helden des Ersten Weltkriegs zu pflegen. (vgl. Kapitel 6. 1. 3) Da setzt Stahl in Der Läufer an. Schon im ersten Satz werden die Gefallenen des Ersten Weltkriegs als Helden gefeiert:

„In jenen Jahren, da brennend des zweiten Reiches[363] Abendglanz am Himmel versank, und gemahnte an all das lebendige Blut, das unsere Väter hingaben, […] fanden die Guten der Jugend von neuem zusammen in leiblicher Übungen alter Gemeinschaft, — die von den Vorvätern begründet und aus der unsere Väter hervor- und in den Tod gegangen sind, Unsterbliche.“[364]

Aus der sportlichen Gemeinschaft sind also die Väter hervorgegangen und anschließend gestorben. Diese Gemeinschaft ist hier positiv konnotiert, da sich die Guten der Jugend wieder in ihr versammeln. Im „geschmälte[n] Reich“[365], hier als Metapher für die Auswirkungen des Versailler Vertrages zu verstehen, „schickten [Mütter], und das ist ein Adel, die Söhne zu dieser Gemeinschaft, viele der Väter auch, so sie zurückgekommen nicht nur, sondern das Herz sich auch rein und stolz wissend erhalten.“[366] Ebenso ist auch der Hinweis auf den ehemaligen Kriegsgegner, der Verwüstung gebracht hat, als revanchistische[367] Methode zu verstehen: In Stahls Beschreibung des Handlungsortes erwähnt er den „westlichen Schlossberg, der seit der Zeit der Franzosen eine Ruine nur trug.“[368]

Und nicht zuletzt zieht Michael Rodenbach aus den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges zusätzliche Motivation für seine körperliche Ertüchtigung: Sein Vater erkrankte „an den Folgen einer Kriegsverletzung“[369], er war ja eines Fußes ledig. Der selbstständige Buchbinder muss daraufhin, obwohl für Leib und Leben keine Gefahr besteht, „das Bett hüten [,] zu einer Zeit, da gewichtige Aufträge sein Mitschaffen und Anleiten in der Werkstatt wie kaum zuvor doch nötig machten.“[370] Deshalb steht der einst so blühende Meisterbetrieb kurz vor der „Vernichtung“[371]. Stahl bringt also die drohende Pleite deutlich mit dem Krieg in Verbindung. Dabei wird der wirtschaftliche Schaden von ihm höher bewertet als die Verletzung selbst. Und aus diesem wirtschaftlichen Schaden zieht Michael persönliche Motivation für den Sport: Aus

„der ungewissen Bedrücktheit, die ihn manchmal überkommen wollte, erhob sich als einzige Hilfe wieder und tiefer gespürt der Befehl, geradezustehen und etwas zu vollbringen: Denn immer stehen im Wandel der Welt die Taten in leuchtendem Glanz. Und in dieser Zeit war es, daß er nie eine der abendlichen Übungsstunden in der Halle mied oder versäumte und mit verbissenem Mut ernster den Dingen sich zuwendete, die ihm, so wie den Kameraden, zu bewältigen aufgegeben waren.“[372]

Daher ist dem Läufer ebenfalls zumindest eine nationalistische Überzeugung nachgewiesen.

Zunächst stellt sich bei dem Text aber die Frage, welche Neuigkeit Hermann Stahl verkünden will? Novelle leitet sich vom italienischen »novella«, Neuigkeit, ab. Literaturwissenschaftlich bezeichnet dieser Begriff eine Neuigkeit, die etwa in einem „kürzeren Roman“ erzählt wird. Was von dem ist also wirklich neu, das Stahl erzählt? Oder genauer: Welche Neuigkeiten hält Stahl für die Leser des Erscheinungsjahres 1939, das Jahr, das den Tod von geschätzten 55 Millionen[373] Menschen weltweit besiegelt, bereit? Schaltet man aus, was die kommenden sechs Jahre bringen werden, bleibt zunächst ein Sportroman übrig, in dem ein zukünftiger Abiturient seine Leidenschaft zum Laufen entdeckt, der seinem Laufen alles unterordnet, der gewissermaßen laufsüchtig ist, was ihn insgesamt das Leben kostet. Klingt ein wenig nach Rilkes Turnschüler (Die Turnstunde/1902). Der war allerdings der schlechteste in seiner Klasse, unternahm dann auch unaufgefordert eine große Anstrengung und pustete am Ende ob der enormen Leistung seinen letzten Odem in die stickige Turnhalle. Der Läufer, eine literarische Gegen-Geschichte? Das Erziehungssystem wird hier nicht ad absurdum geführt. Das Erziehungssystem, in dem Rodenbach lebt, das mit gute Noten = Lob, schlechte Noten = Ärger, seine damals wie heute gültigen Gesetzmäßigkeiten hat, bedient er den Ansprüchen entsprechend. Er hat nicht mehr das Ziel, der beste Schüler seiner Klasse zu sein, doch seine Leistungen reichen aus, um die Repräsentanten des Erziehungssystems zu befriedigen. Michael, der zwar „nicht [mehr] einer der angesehensten Schüler der Lehrer blieb, […] ohne daß [er allerdings] noch einmal Anlaß zum schärfsten Tadel geboten hätte“[374], ordnet die schulische Ausbildung bewusst dem Freizeitvergnügen unter. Solang ein Mindestmaß schulischer Leistung erbracht wird, gibt es keine Probleme. Und darin vermute ich das Novum auf literarischer Ebene. Doch eine echte Neuigkeit ist auch das nicht. Hitler selbst hat sich schon früh gegen Intellektualität ausgesprochen: „Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend.“ (vgl. Kapitel 6. 1. 3) In „Mein Kampf“ konkretisiert er seine Vorstellung vom Nichtwissenden:

„Der völkische Staat muß von der Voraussetzung ausgehen, daß ein wissenschaftlich wenig gebildeter, aber körperlich gesunder Mensch mit gutem, festem Charakter, erfüllt von Entschlußfreudigkeit und Willenskraft, für die Volksgemeinschaft wertvoller ist, als ein geistreicher Schwächling.“[375]

Daher fordert er „eine athletische Jugend. Das ist das Erste und Wichtigste.“ (vgl. Kapitel 6. 1. 1) „Am liebsten ließe ich sie nur das lernen, was sie ihrem Spieltriebe folgend sich freiwillig aneignen.“[376] Und ziemlich genau in dieser Tradition steht Michael Rodenbach. Stahl stellt das Streben nach intellektueller Bildung als — mehr oder weniger — unwichtig dar. Für den Protagonisten spielt es keine Rolle mehr. Die Bedeutung von Schule und Lernen „war geringer geworden, […] es galt nur, den Zwecken gehorchend sich anzupassen, […].“[377] Schularbeiten „erledigte [er] mit einer unbeteiligten Genauigkeit.“[378] Michael „handelte aus einer kühlen Vernunft heraus, indem er das Lästige [gemeint sind die Schularbeiten] dadurch, daß er es eifrig überwand, doch von sich schob.“[379] Das Streben danach, der beste Schüler zu sein, ist für ihn Vergangenheit, „so, als sei diese Wirklichkeit wie hinter einer gläsernen Wand von ihm abgetrennt […]“[380], dieses Streben ließ ihn „nun im Innersten unbewegt.“[381] „[Wichtig] war und blieb das Andere.“[382] Das Laufen, das ihn ausdrücklich zum Mann gemacht hatte. Als er seine Entscheidung, „von nun an werde ich immer laufen“[383], verkündet, klingt seine Stimme „ihm selbst dunkler und härter ins Ohr, als er sie je mit Wissen vernommen.“[384] Der Antrieb für diese Lauflust liegt bei Rodenbach im Innern, „wo das Bewegende seinen unerforschlichen Herzpunkt hat.“[385] Äußeren Zwang zum Laufen gibt es nicht. Freiwillig, gewissermaßen seinem „Spieltrieb“ folgend, eignet sich Rodenbach also das Laufen an.

Doch die persönliche Motivation für Rodenbachs exzessives Training gilt es weiter zu überprüfen. Der Protagonist selbst gibt darüber wenig Aufschluss. Stahl lässt Rodenbach nur weihevolle Plattitüden äußern: Das Laufen hatte „ihn in die Gewalt der großen Mühen gepflichtet, als etwas, das ihn in allem beherrschte, als stünde er unter solcher fremden Gewalt Gebot gleich einem Gesetz, dessen Diener er sei.“[386] Das Laufen sei die „Pflicht, der er sich verschrieben hatte.“[387] Ich vermute, dass hinter dieser Pflicht, nicht das Laufen von A nach B steckt. Meine Hypothese dazu lautet, dass auch Michael Rodenbach ganz — wie zuvor schon Diems Pantakles und Pheidippides — in der homerischen Tradition „Immer der Erste zu sein und vorzustreben den Anderen“[388] steht. Er will ein Vorbild sein. Er wird zum Vorbild der Nation stilisiert. Und zwar bis zur letzten Konsequenz. Zunächst ist da das gegebene Lauftalent, das Rodenbach wichtiger einstuft, als das schulische Talent. Er war schließlich bis zu dem Zeitpunkt, als er sein neues Talent entdeckte, immerhin einer der besten Schüler, „und solcher Rang [war] ihm ohne besondere Mühen zugefallen.“[389] Aus dem sportlichen Talent ergibt sich die Aufgabe, das „Endziel“: „Aber das Ziel galt, nichts anderes, und dieses Ziel hieß, etwas zu leisten auf einem Gebiet, das schwierig war und doch ihm erschlossen vor anderen, aus besonderer Anlage her.“[390] Hierin steckt die Antwort auf die noch nicht gestellte Frage: Wenn Rodenbach über zwei Begabungen verfügt, wieso entscheidet er sich für die, die abseits des von seinem Umfeld repräsentierten Wertesystem liegt? Der Vater, „nicht bedenkend oder nicht wissend, daß nicht das Erlernen von Vokabeln es ist, das allein den Wert einer Jugend bestimmt“[391], fordert ja explizit intellektuelle Bildung. In Rodenbachs Verhalten ist aber nicht etwa pubertäre Rebellion zu sehen. Da ihm beides, lernen wie laufen, gleichermaßen zufliegt, wählt er absichtlich den für ihn schwereren Weg. Frei nach Homer will er Taten sprechen zu lassen, um den anderen den Weg zu weisen. Denn seine sportliche Aufgabe, der Marathonlauf,

„die nicht Selbstzweck war, sondern ein Zeugnis dafür, daß in der Welt große […] Taten ihren Rang haben aus sich heraus […], — und daß die großen und die besonderen Taten nichts anderes doch bedeuten, als lauter, brennender und unentrinnbarer vom Leben, vom großen allgemeinen Leben zu sprechen, zu künden, vom Leben, dessen Zeugen sie sind, die Taten.“[392]

Sein vorbildliches Verhalten wird natürlich schon im Text selbst entsprechend gewürdigt. Davon zeugt Michaels Beiname „Marathonläufer“: „Und also war der Name, den sie ihm gaben, […] Ehre, Ansporn, Erwartung freilich auch, der ein Vollbringen folgen musste […]“[393] Und der auktoriale Erzähler weiß auch, dass „einer, der wahrhaft über andere hinausragt, [...] endlich den Neid unter sich zurück [läßt], in seinem Vollbringen fühlen auch die Schwächeren sich geehrt.“[394]

Dass Stahl Rodenbach mit seinem eisernen Willen zum Vorbild der Nation verstanden wissen will, wird auch im finalen Lauf deutlich. Rodenbach hat eine Aufgabe, die es zu erledigen gilt. Er muss den Marathon vollbringen. Von diesem Ziel, in das er lange Zeit akribischer Vorbereitung gesteckt hat, kann ihn nichts und niemand mehr abbringen. Er überwindet alle Gefahren: Während des Laufes „spürte er ein Brennen zum Magen hinab, der Magen schmerzte“[395], „ein riesiger Schlächterhund“[396] faucht ihn an und „stechender wurde die Sonne“[397]. Er trotzt den maßlosen Anstrengungen der „unheimlichen Strecke“[398]. Rodenbach demonstriert, dass man ein Ziel nur durch „Überwindung der Schwächen und Unzulänglichkeiten“[399] erreichen kann. Und so wird er, in Anlehnung an seinen antiken Vorgänger, zum Überbringer einer Botschaft für das deutsche Volk: „[Nichts] in der Welt kann beherrscht werden, ohne ein Mühen, das einzelhaft ist.“[400] Den „Mut [dazu] aber musste er aus sich selbst gewinnen, Ausdauer und Härte konnte ihm niemand geben […]“[401] Nimmt man das Erscheinungsjahr 1939 und die nationalistische Grundstimmung in der Novelle hinzu, dann kann das nur bedeuten, dass sich das Volk körperlich und seelisch stählen soll. Eben genauso, wie es Michael Rodenbach getan hat, denn, „nur der fordernd wieder und wieder sich Anstrengende und Bezwingende galt seinem Nachbarn als Vorbild.“[402]

Dass Rodenbach so ein rechter Junge nach Hitlers Geschmack ist, habe ich bereits belegt. Es gilt nun, sein Ende noch etwas näher zu beleuchten. Hier zeigt sich erneut, dass Rodenbach in die nationalsozialistische Welt passt. Als ihm kurz vor Beendigung des Laufes Bedenken kommen und er an Aufgabe denkt[403], erinnert er sich an Leonidas, der „gegen die Barbaren mit Todesverachtung tollkühn“[404] gekämpft hat: In der Schlacht 480 v. Chr. verteidigte der König der Spartaner einen Engpass, durch den die Perser[405] hindurch müssen. 300 Spartaner kämpften gegen zehntausende Perser.[406] Aufhalten konnten sie sie nicht, aber schwächen. „Leonidas gab sich und seine Sparter preis, die vielen zu decken, süß und ehrenvoll, pro patria mori.“[407] Und auch Rodenbach, der von Schulkameraden und seiner Laufgruppe „zu ihrem Führer erkoren“[408], „durfte nicht aufgeben, nicht versagen.“[409] Er musste weiter laufen, „es mußte sein, es konnte nicht umsonst alles sein, man kapitulierte nicht […].“[410] [411] Und so ist er „siegend hingelangt zum Ziel“[412] und stirbt. Damit reiht er sich zwischen den Helden ein, die fürs Vaterland gestorben sind: Auch er hat seine Pflicht fürs Vaterland erfüllt, selbstlos und freiwillig wie Leonidas[413], aber im Stile des Läufers von Marathon. Michael Rodenbach ist gewissermaßen als Prototyp des modernen abendländischen Helden anzusehen. Abendländische Helden waren

„starke Charaktere. […] Sie waren siegreiche Führer […], [und verteidigten] die Werte ihrer Gruppe. Die Idealisierung [ihrer] Kampfeslust erklärt sich aus dem Glauben, in dem Ehre und Ruhm höchste Werte waren. Der Tod eines Jünglings […] nach ehrenvollem Kampf  war besser als ein ruhmloses Leben.“[414]

So ist er selbst zu einem solchen Vorbild geworden: Die Freunde, die ihn hielten, „sahen in sein Gesicht, das hager erbleichte, — darin ein Glanz, uralt und adelig, sich zu sammeln begann und langsam im Lächeln stillestand, […].“[415]

Gedanken daran, dass dieser Tod sinnlos gewesen sei, lässt Stahl gar nicht aufkommen. Er singt Michael Rodenbach ein Lied[416], indem ein letztes Mal der Heldentod glorifiziert wird. Gewidmet ist es „DEM ZU ATTIKA“[417]:

            DENN SCHON IN ALTER ZEIT
            WAR SIEG DIE STOLZESTE ZIERDE DES MANNES,
            LORBEER, DEN ERST DER TOD
            ERZEN DIE STIRNE KRÄNZT
            ZUR DAUER ERHEBT FÜR DIE SPÄTEREN
            UND RAGEND ERHÖHT
ÜBER DIE AUGEN DER FEILSCHENDEN ZWEIFLER

WOHL, NICHT DEM SCHWACHEN
WENDET DAS SCHICKSAL DIES HOHE ZU

            DOCH JENEN, DER STRAHLEND VOM SIEG
            SEIN LEBEN, EIGENSTES EINSETZT,
            ADELT DAS STERBEN ZUM FLAMMENDEN BILDE VOM LEBEN

Insgesamt ist das Gedicht die Kurzfassung der Novelle: Nur der Sieg ehrt den Mann, unsterblich aber wird er erst durch den Tod. Und diese Gedanken sind für Stahl nicht etwa antike Vergangenheitsbewältigung: Es ist ein „GLEICHNIS AUS UNSEREN TAGEN“[418]. Durch seine enorme Willenskraft, „die einen Akkord bemerkenswerter Energie hervorbringt“[419], steht er abermals in der Tradition des Heldenbildes Hitlers.

Nun könnte man meinen bisherigen Ausführungen entgegenhalten, dass die Leichtathletik — und hier das Laufen — ja insgesamt eine Sportgattung ist, die den Nazis Kopfzerbrechen bereitete, da sie Individualisten produziere und das Spezialistentum fördere. (vgl. Kapitel 6. 1. 2) Zu den Schlacken jenes individuellen Liberalismus im Sport zählt gerade „die Optimierung des persönlichen Könnens.“[420] Demnach wäre diese Läufergeschichte keineswegs geeignet, um nationalsozialistische Werte zu repräsentieren. Meine Hypothese dazu lautet aber, dass hier gar kein Individualsport dargestellt wird. Stahl stellt den Laufsport als Mannschaftssport dar. Ohne Karl, den Bäcker, und Lysius wäre Michael zu diesem exzessiven Laufen gar nicht in der Lage. Lysius, der zwischen den Schulpflichten und Michaels Laufwunsch vermittelt, sorgt dafür, dass dem Läufer seitens des Erziehungssystems keine Repressalien mehr drohen. Karl ist der erste Trainingspartner Michaels, und gibt auch das Geld für die Bestechungszigarren, mit denen es gelang, „den alten Hauswart zur Hergabe des Schlüssels zu bewegen“[421], damit sie sich in der Turnhalle auch außerhalb der Übungsstunden umziehen und duschen konnten. Gemeinsam gehen die drei auch beim Verein dagegen an, dass sie heimlich trainieren müssen, „als sei das Laufen ein lichtscheues Handwerk“[422], und als der Turnwart den Missstand zugab, waren sie glücklich, „und die drei feierten den jähen Sieg.“[423] Letztlich wäre auch der finale Lauf ohne die beiden Freunde nicht möglich gewesen, der ja in aller Heimlichkeit stattfinden sollte: „Lysius sollte [Apfelschnitze] mit sich führen, und es fehlten auch Zitronen nicht, […] Karl übernahm es, Michaels Kleider im Rucksack an den Ort des Ziels mitzunehmen.“[424] Wie wichtig die „Mannschaftskameraden“ sind, stellt der auktoriale Erzähler während des Marathons heraus. Denn „es war so, daß nicht er allein, sondern auch [Lysius und Karl] — wie gemeinsam Verschworene[425] — diesem Gelingen [das Erreichen des (Marathon)-Ziels ist hier gemeint] verpflichtet waren in einem hohen Bezirk und weitab von den Fragen, die in geringeren Regionen Recht und Gültigkeit haben mochten.“[426]



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Fußnoten

[314] Stahl, Hermann: Der Läufer, Eugen Diedrichs Verlag, Jena, 1939, S. 3.

[315] Ebd.

[316] Ebd., S. 14.

[317] Ebd.

[318] Ebd., S. 3.

[319] Ebd., S. 7.

[320] Ebd.

[321] Ebd.

[322] Ebd., S. 20.

[323] Ebd., S. 7.

[324] Ebd., S. 4.

[325] Ebd., S. 3.

[326] Ebd., S. 8.

[327] Ich vermute, dass der Begriff „Übriggebliebener“ eine NS-Metapher für noch nicht völlig zum Nationalsozialismus bekehrte Menschen ist, was ich allerdings nicht belegen kann. Gestärkt wird meine Vermutung von Erich Loests Erstlingswerk „Jungen, die übrig blieben“, in dem beschrieben wird, wie der nationalsozialistische Militärapparat den inneren Widerstand eines Jungen in den Endzügen des Zweiten Weltkriegs brechen will.

[328] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 9.

[329] Ebd., S. 10.

[330] Ebd., S. 15.

[331] Ebd., S. 15/16.

[332] Ebd., S. 20.

[333] Ebd.

[334] Ebd.

[335] Ebd., S. 21.

[336] Ebd., S. 19.

[337] Ebd., S. 21.

[338] Ebd.

[339] Ebd.

[340] Ebd., S. 10.

[341] Ebd., S. 22.

[342] Ebd., S. 34.

[343] Ebd., S. 65.

[344] Ebd., S. 19.

[345] Ebd., S. 26.

[346] Ebd., S. 32.

[347] Ebd., S. 35.

[348] Ebd.

[349] Ebd.

[350] Ebd., S. 35/36.

[351] Ebd., S. 36.

[352] Ebd., S. 38.

[353] Ebd., S. 37.

[354] Ebd., S. 39.

[355] Ebd., S. 53.

[356] Ebd., S. 54.

[357] Ebd., S. 76.

[358] Ebd., S. 80.

[359] Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.): Neues Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur seit 1945; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München, 1993, S. 588.

[360] Ebd.

[361] Ebd.

[362] Buss, Wolfgang: Sport und Revanchismus in der Weimarer Republik; in: Becker, Hartmut (Red.): Sport im Spannungsfeld von Krieg und Frieden, DVS-Protokolle, Clausthal-Zellerfeld, 1985, S. 82.

[363] Am Chiliasmus orientierter Begriff. Das zweite Reich bezeichnet im Nationalsozialismus propagandistisch das von 1871 bis 1918 auch Hohenzollernreich oder Bismarck-Reich genannte Deutsche Kaiserreich. In der nationalsozialistischen Vorstellung soll das Dritte Reich ideell und territorial dort anknüpfen. Als erstes Reich wird das Heilige Römische Reich betrachtet. (vgl. Microsoft® Encarta® Enzyklopädie. © 1993 – 1997 Microsoft Corporation).

[364] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 3.

[365] Ebd.

[366] Ebd.

[367] Unter dem Begriff Revanchismus versteht man die Politik der, bzw. das Streben nach Vergeltung. Das Hauptanliegen der revanchistischen Politik ist es, „den vorhandenen Status zu revidieren“, indem vorgegeben wird, dass sich das Volk zu Unrecht in der derzeitigen Situation befindet. (Buss, Wolfgang (1985): Sport und Revanchismus in der Weimarer Republik; in: Becker, Hartmut (Red.): Sport im Spannungsfeld von Krieg und Frieden,  S. 82).

[368] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 5.

[369] Ebd., S. 38.

[370] Ebd.

[371] Ebd., S. 39.

[372] Ebd., S. 38f.

[373] dtv-Lexikon; Band 20, Stichwort „Weltkrieg, Zweiter“, S. 30: „Der 2. W. forderte insgesamt über 30 Mio. Tote, die Schätzungen gehen bis zu 55 Mio.“.  

[374] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 29f.

[375] Hitler, Adolf: Mein Kampf; zit. n.: Fischer, Gerhard/Lindner, Ulrich (1999): Stürmer für Hitler. Vom Zusammenspiel zwischen Fußball und Nationalsozialismus, S. 18.

[376] Rauschning, Hermann (1973): Gespräche mit Hitler, S. 237.

[377] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 21.

[378] Ebd.

[379] Ebd.

[380] Ebd.

[381] Ebd.

[382] Ebd.

[383] Ebd., S. 14.

[384] Ebd.

[385] Ebd., S. 46.

[386] Ebd., S. 45.

[387] Ebd.

[388] Rosenberg, Alfred (1935): Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, S. 51.

[389] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 4.

[390] Ebd., S. 19.

[391] Ebd., S. 3f.

[392] Ebd., S. 46.

[393] Ebd., S. 39.

[394] Ebd., S. 36.

[395] Ebd., S. 69.

[396] Ebd., S. 67.

[397] Ebd., S. 63.

[398] Ebd., S. 75.

[399] Ebd., S. 72.

[400] Ebd., S. 32.

[401] Ebd., S. 64.

[402] Ebd., S. 7.

[403] „Er hatte gesagt, er wolle den Marathonlauf probieren? Probieren hieß nicht, ihn auszuführen. Das hatte noch Zeit […].“ (Ebd., S. 76).

[404] Herodot: Historien, Buch XII, 223; in: Färber, Hans/Faltner, Max (Hg./1963); S. 1039.

[405] Politisch korrekt verhält sich übrigens auch der Ordinarius, der, in Gedanken an die Schlacht von Marathon, die persischen Truppen despektierlich als Haufen bezeichnet. Damit ist auch in der Novelle die Rosenberg’sche Rassentheorie belegt.

[406] Vgl. Herodot: Historien, Buch XII, 228; in: Färber, Hans/Faltner, Max (Hg./1963); S. 1041.

[407] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 76.

[408] Ebd., S. 33.

[409] Ebd.

[410] Ebd., S. 73.

[411] Und auch hier steht er wieder ganz in Hitlers Tradition: »Wir werden nicht kapitulieren, niemals.« (Rauschning, Hermann (1973): Gespräche mit Hitler, S. 11).

[412] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 80.

[413] Nach Herodots Überlieferung hat Leonidas in der Schlacht gegen die Perser seine Bundesgenossen weggeschickt, weil „er den Spartanern den Ruhm allein zukommen lassen wollte.“ (Herodot: Historien, Buch XII, 220; in: Färber, Hans/Faltner, Max (Hg./1963); S. 1037).

[414] Tallgren, Vappu: Dissertationes Humanarum Litterarum: Hitler und die Helden. Heroismus und Weltanschauung, © by Academia Scientiarum Fennica, Helsinki 1981, S. 13.

[415] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 80.

[416] Das ist keineswegs despektierlich gemeint. Es soll nur zeigen, dass Stahl in seiner Heldenverehrung absolut konsequent bleibt: „Die Helden gaben mit ihren Taten Anlass zu Sagen und Liedern […].“ (Tallgren, Vappu (1981): Dissertationes Humanarum Litterarum: Hitler und die Helden. Heroismus und Weltanschauung, S. 12) 

[417] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 81 (Hervorhebungen im Original).

[418] Ebd. (Hervorhebungen im Original).

[419] Tallgren, Vappu (1981): Dissertationes Humanarum Litterarum: Hitler und die Helden. Heroismus und Weltanschauung, S. 50.

[420] Bernett, Hajo (Hrsg./1982): Sport im Kreuzfeuer der Kritik. Kritische Texte aus 100 Jahren deutscher Sportgeschichte, Die Kritik der Nationalsozialisten am „unpolitischen“ Sport, S. 212.

[421] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 15.

[422] Ebd., S. 25.

[423] Ebd., S. 27.

[424] Ebd., S. 48f.

[425] Klemperer hat diesen Begriff als nationalsozialistisch belastet identifiziert: „Kradschütze oder Mannschaft am MG, Glied der HJ oder der DAF — man ist immer »verschworene Gemeinschaft«. (Klemperer, Victor: Die unbewältigte Sprache. Aus dem Tagebuch eines Philologen »LTI«, Joseph Melzer Verlag, Darmstadt, 1946, S. 104).

[426] Stahl, Hermann (1939): Der Läufer, S. 78.



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