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3.1 Zur Lage der Forschungsdiskussion

Die Rezeption der Systemtheorie Luhmanns in der Literaturwissenschaft beginnt in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, woraufhin sich in den 90er Jahren dann eine breit angelegte Diskussion entfaltet. Trotz des zunehmendem Umfangs ihrer Beiträge beschränkt sich die Debatte um Vorzüge und Nachteile systemtheoretischer Optionen für die literaturwissenschaftliche Arbeit größtenteils auf eine überschaubare Menge von Personen und Ansätzen, was die systematisierende Darstellung der gegenwärtigen Forschungs- und Diskussionslage erheblich erleichtert.

Darüber hinaus zeigen sich bereits seit den frühen 90er Jahren besonders innerhalb ihrer selbst Tendenzen einer Systematisierung der Diskussion. So finden sich besonders von Henk de Berg in regelmäßigen Abständen kommentierte Auswahlbibliographien.[83] Des weiteren versucht eine Reihe synoptischer Beiträge seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre, eine Klassifikationsordnung in die bisherigen Adaptionsansätze zu bringen.[84] Dies erweist sich aus arbeitsökonomischen Gründen für die vorliegende Arbeit als vorteilhaft. Es bringt jedoch auch die Notwendigkeit der genauen Sichtung von Gegendarstellungen mit sich, um nicht in die zu erwartende Falle der Autoren zu gehen, die ihre Überblicksdarstellung dafür nutzen, den eigenen Ansatz – in Abgrenzung zu anderen Modellen – als besonders erfolgversprechend herauszustellen.

Schließlich und nicht zuletzt konnten aufgrund ihrer Aktualität und ihres Umfangs der unlängst erschienenen Habilitationsschrift von Oliver Sill[85] zahlreiche nutzbringende Hinweise entnommen werden.


Fußnoten

[83] Vgl. Auswahlbibliographie zum Thema Systemtheorie und Kunst. In: Henk de Berg, Matthias Prangel (Hrsg.): Kommunikation und Differenz. Systemtheoretische Ansätze in der Literatur- und Kulturwissenschaft. Opladen 1993, S. 245–250; Henk de Berg: Select Annotated Bibliography to Luhmann’s Systems Theory and Its Applications in Literary Studies. In: Poetics Today 16 (1995), H. 4, S. 737–741. Eine reichhaltige bibliographische Auswahl findet sich auch angeschlossen an den Beitrag von Oliver Jahraus, Benjamin Marius Schmidt: Systemtheorie und Literatur Teil III. Modelle Systemtheoretischer Literaturwissenschaft in den 1990ern. In: IASL 23 (1998), H. 1, S. 66–111, hier S. 105ff.

[84] Hier ist besonders die Reihe zu nennen: Georg Jäger: Systemtheorie und Literatur Teil I. Der Systembegriff der Empirischen Literaturwissenschaft. In: IASL 19 (1994), H. 1, S. 95–125; Claus-Michael Ort: Systemtheorie und Literatur Teil II. Der literarische Text in der Systemtheorie. In: IASL 20 (1995), H. 1, S. 161–178; Jahraus, Schmidt, Systemtheorie und Literatur III.

[85] Oliver Sill: Literatur in der funktional differenzierten Gesellschaft. System­theoretische Perspektiven auf ein komplexes Phänomen. Opladen 2001.


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