[Inhaltsverzeichnis Band 1]

Meike Hartwig

Die Frauen Avalons. Eine Untersuchung der Frauendarstellungen innerhalb der Artus-Sage

1. Einleitung

Nach Avalon zu suchen bedeutet, dass man sich schon nach kurzer Zeit in einem recht undurchschaubaren Nebel wiederfinden wird. Die paradiesische Sageninsel liegt im Verborgenen, geographisch wird man sie wohl nie ausfindig machen können. Lässt man sich jedoch auf eine Suche in der Fiktion ein, so wird man schnell auf einige Hinweise stoßen.

Wenn es diese Zauberinsel tatsächlich gibt oder einst gab, so lässt sich ihre Existenz jedoch bis heute nicht beweisen. Avalon wurde uns als Sage überliefert, die selbst wieder Teil einer anderen Sage ist, und zwar Teil der Artus-Sage. Und wie mit der Artus-Sage verhält es sich dementsprechend natürlich auch mit Avalon. Wir erfahren darüber nur etwas aus Mythen, aus fiktiven Geschichten und aus den ein oder anderen sehr unsicheren Quellen. Dichter und Schriftsteller bedienten sich dieser Sage, ihren jeweiligen Lebensumständen entsprechend veränderten sie die Artus-Sage und im Laufe der Jahrhunderte wurde vieles neu hinzu gedichtet. Die Sage wurde von ihren ersten Ursprüngen an stetig erweitert, so dass es noch schwieriger wird irgendetwas Ursprüngliches daran festzumachen oder gar etwas historisch Verlässliches.

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei Avalon beinahe um einen zweifachen Mythos, denn in der Artus-Sage selbst taucht Avalon auch nur als Mythos auf, diese Insel ist umgeben von einem übermenschlichen Zauber, und nur wenige Menschen können dort hin gelangen. So erscheint Avalon, wenn es überhaupt Erwähnung findet, nur als Randthema in der Artus-Sage, was die Suche noch einmal erschwert.

Dennoch gibt es genug Hinweise in Texten, um verschiedene Darstellungen der Sageninsel heraus zu filtern und sie miteinander zu vergleichen. Und da Avalon ausschließlich von Frauen bewohnt wird, ist es besonders interessant die Darstellungen dieser Frauen näher zu betrachten. Frauen spielen schon in den Ursprüngen der Artus-Sage eine zentrale Rolle, es stellt sich die Frage, wie sich diese Frauen eventuell verändert haben und was die Ursachen für diese Veränderungen sein könnten. Gibt es eine offensichtlich gemeinsame Tendenz der Frauendarstellungen in den Texten, über alle Jahrhunderte hinweg?

Meiner Meinung nach gibt es diese beinahe gleichbleibende Darstellung sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein. Ende des 20. Jahrhunderts vollzog sich jedoch ein Bruch mit allen bisherigen Darstellungen. Marion Zimmer Bradley veröffentlichte 1982 ihren Roman The Mists of Avalon, in diesem Roman spielen die Frauen Avalons nicht nur die Hauptrollen, sondern sie sind auch vollkommen neuartig dargestellt. Man könnte sagen ihre Darstellung wurde modernisiert oder sogar feministisch bearbeitet.

Diese neue Darstellung möchte ich aufzeigen und beweisen. Natürlich möchte ich außerdem der Frage nachgehen, welche Gründe es für die neuartige Darstellung geben kann und welche es für die vorhergegangenen Darstellungen geben konnte.

1.1 Vorgehensweise

Zuerst werde ich möglichst allgemein und kurz verdeutlichen, um was es sich bei Avalon genau handelt. Im weiteren möchte ich in einem historischen Abriss aufzeigen, was die Forschung über Avalon bisher ergeben hat und welche Erkenntnisse als zuverlässig gesehen werden dürfen.

Danach möchte ich mich der eigentlichen Darstellung Avalons widmen, also der literarischen, der mythischen und der fiktiven Darstellung. Ich möchte darlegen, wie Avalon in den verschiedenen Texten behandelt wird, wie die Darstellung der Frauen aussieht und wie sich alles verändert hat seit der ersten Erwähnung Avalons bei Geoffrey of Monmouth. Hier muss erwähnt werden, dass ich nur einige wenige Autoren erwähnen kann. Zudem werde ich einige Jahrhunderte unberücksichtig lassen. Im weiteren werde ich versuchen sozialhistorische Gründe für die jeweiligen Frauendarstellungen heraus zu filtern.

Dann werde ich natürlich ausführlich auf Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley und ihre Darstellung Avalons eingehen. Wichtig wird hierbei auch die Betrachtung der keltischen und druidischen Bezüge, außerdem die Darstellung und die Position des Christentums. Im weiteren werde ich versuchen mich den Sehnsüchten hinter Zimmer Bradleys Darstellungsweise anzunähern und ich werde den eventuellen Gründen für den Bruch mit allen bisherigen Darstellungen nachgehen. Dabei werden der Feminismus und besonders die feministische Bewegung der USA in den 60er Jahren eine wichtige Rolle spielen. Dem Feminismus widme ich mich in Punkt 5.2, im darauf folgenden Punkt werde ich näher auf die keltischen Überlieferungen eingehen.

2. Avalon – Eine keltische Anderswelt

Avalon lässt sich den keltischen Anderswelten[1] zuordnen. Die Kelten bezeichneten die Anderswelt als Autre Monde[2]. Dieser paradiesische Ort ist nicht nur Aufenthaltsort vieler Helden, sondern auch das Totenreich der Kelten. Allerdings ist das keltische Totenreich nicht zu vergleichen mit dem recht düster dargestellten christlichen Totenreich.[3]

Bedeutend näher kommt es der Darstellung vom christlichen Paradies, aus dem die Menschen einst wegen eines Apfels vertrieben wurden. Äpfel spielen nämlich auch in den Anderswelten eine bedeutende Rolle. Man kann Weisheit erlangen, wenn man von ihnen isst und sie werden niemals kleiner, so, dass man sich sein Leben lang von nur einem Apfel ernähren könnte. Hier sticht besonders der Name Avalon hervor, im allgemeinen wird er als „Ort der Äpfel“ oder „Apfelgarten“[4] verstanden. Somit ist klar, dass es ein Avalon ohne Äpfel nicht geben kann, allerdings haben die Äpfel in den jeweiligen Darstellungen schon mal unterschiedliche Wirkungen.

Außerdem herrscht in den Anderswelten ein ewiger Sommer, es riecht dort angenehm und von überall her klingt eine süße Musik[5]. Überwiegend leben ausschließlich Frauen dort, die überweltlich schön sind. Diese Frauen sind keine gewöhnlichen Frauen, sondern Feen und ihre Reiche sind stets verborgen und können nur von Eingeweihten gefunden werden.[6] Häufig ist die Anderswelt eine Insel, die von einem zauberhaften Druidennebel umfangen ist, dieser Nebel trennt die Anderswelt von der Welt der Sterblichen. Wenn man die Anderswelt erreichen will, wird man große Mühen auf sich nehmen müssen. Der keltische Held muss seine inneren Barrieren überwinden, um hingelangen zu können, außerdem muss das eigene Zweifeln besiegt werden. Wenn er das geschafft hat, kann er, wenn auch nur mit dem inneren Auge, den Eingang zur Anderswelt sehen und dort eindringen.

Reiche wie Avalon liegen im Irrationalen, man muss einen Bruch mit der Wirklichkeit vollziehen, um hingelangen zu können.[7] Doch häufig werden Sterbliche auch von Feen in die Anderswelt entführt, meistens sind es Männer, die sich dann an einem Ort wiederfinden, an dem es keine Krankheiten und keinen Tod gibt und an dem man nicht altert, da die Zeit langsamer vergeht, als in der Welt der Sterblichen. Ein Held, der aus der Anderswelt zurück in die sterbliche Welt kommt, wird feststellen, dass viele Jahre vergangen sind, während er weg war, ihm die Zeit jedoch kurz vorkam. In den Anderswelten erlernen die Helden ihre Künste und dort herrscht die absolute Wahrheit.[8]

Kommt man nun speziell auf Avalon zurück, so ist noch zu erwähnen, dass dort Morgane und ihre neun Schwestern herrschen. Sie alle verfügen über magische Fähigkeiten und können selbst tödliche Verwundungen heilen.[9] Und damit befindet man sich wieder in der Artussage, denn schließlich gelangt König Artus nach einer Schlacht, in der er tödlich verwundet wurde, nach Avalon und wird dort von Morgane gepflegt. So muss der Avalon-Mythos immer in der Artussage gesucht werden, aber das erwähnte ich bereits. In den folgenden Punkten werde ich noch genauer auf die Zusammenhänge eingehen. 

3. Gibt es Beweise für Avalon?

Geht man nun davon aus, dass es Avalon tatsächlich gab oder gibt, dann ist es geradezu unmöglich Beweise zu finden. Stammt die Vorstellung dieser Sageninsel tatsächlich aus dem keltischen Denken, dann wird die verlässliche Spurensuche schon dadurch erschwert, dass die keltische Gesellschaft bzw. ihre Oberhäupter, die Druiden, kaum etwas schriftlich festhielten. Sie lehnten die Schrift ab, wollten sie doch ihr Wissen für Nicht-Eingeweihte unzugänglich lassen. Das wenige, was schließlich doch überliefert wurde, ist in Mythen festgehalten, so, dass es für uns heute unmöglich ist, zwischen erfundener und wirklicher Geschichte zu unterscheiden.

Dennoch haben Archäologen und andere Forscher Beweise für die Existenz Avalons gesucht und diese Suche ist bis heute nicht abgeschlossen. Besonders die geographische Lage Avalons interessierte die Forscher immer. Man kam zu der Übereinstimmung, dass Avalon, wenn es jemals existiert hat, in Glastonbury war. Glastonbury liegt in Somerset im Süd-Westen Großbritanniens und wurde im Jahre 1191 erstmals mit König Artus in Verbindung gebracht.[10] Die christlichen Mönche, die auf dem Hügel namens Glastonbury Tor eine Abtei gegründet hatten, verkündeten in diesem Jahr, sie hätten König Artus’ Grab entdeckt. Angeblich hatten sie einen Baumsarg mit einem weiblichen und einem männlichen Skelett ausgegraben. Außerdem fanden sie ein Bleikreuz, worauf stand: „HIC IACET SEPULUTUS INCLITUS REX ARTURIS IN INSULA AVALONIA“.[11] Dieses Kreuz verschwand allerdings im 18. Jahrhundert und heute ist nur noch eine Abschrift aus dem Jahre 1607 erhalten. Es gab viele Zweifel an diesem mysteriösen Fund, besonders da die Mönche von Glastonbury kurz vor der Entdeckung des Grabes unter finanziellen Schwierigkeiten litten und mit König Artus’ Grab auf ihrem Friedhof wurde Glastonbury Tor zu einer Pilgerstätte der Artus-Anhänger, die schon damals durchaus gewinnbringend waren.

Bei allen Zweifeln jedoch war Glastonbury Tor zu einem möglichen Avalon geworden. Besonders im 20. Jahrhundert widmeten die Archäologen diesem Ort viel Aufmerksamkeit, 1908 begannen die ersten Ausgrabungen und 1931 hatte man das angebliche Artusgrab bzw. die Grabungen der Mönche von Glastonbury entdeckt. Die besonders intensiven Forschungen der 1960er und 1970er Jahre inspirierten viele Schriftsteller sich erneut mit dem Artus-Stoff auseinander zu setzen.

Der Hügel von Glastonbury Tor ist eine herausragende Erscheinung in der sonst flachen Umgebung, die Konturen des Erdkegels heben sich deutlich von dem Rest der Umgebung ab und er ist meilenweit sichtbar. Spiralförmig winden sich Wege um den Hügel, die schließlich bis nach oben führen. Geoffrey Russell war der erste, der vermutete, dass es sich bei den Wegen um ein prähistorisches Labyrinth handeln könnte. Diese Theorie wurde schließlich von den Archäologen akzeptiert.[12]

Unter anderem gab es noch weitere Deutungen der Wege, die an dem Hügel entlang führen. So deutete man die Wege auch als Schlange:

Die Spirale um den rätselhaften Erdhügel erinnert aber auch an die Erdschlange, das Zeichen der Urmutter, deren (...) Energien sie ebenso symbolisiert wie die Kraft des Phallus, den sie beherrscht und mit dem zusammen sie die Lebenseinheit jenseits der Geschlechtertrennung zum Ausdruck bringt.[13]

Hinzu kommt die Lage von Glastonbury Tor. Zwar ist es keine Insel, aber in der vorchristlichen Zeit war das Land rund um den Hügel sumpfig und wässrig. Dabei bildete sich immer wieder Nebel, so dass der Eindruck einer Insel schnell entstehen konnte.[14]

Außerdem gibt es in Somerset viele Apfelbäume und Glastonbury Tor galt schon lange, bevor sich die ersten christlichen Mönche dort niederließen, als heilige Stätte. Man hat sogar Spuren einer vorchristlichen Anlage gefunden, die von einem druidischen Kollegium stammen könnten.

So konnte also nachgewiesen werden, dass es sich bei Glastonbury Tor um eine heilige, sehr wahrscheinlich sogar vorchristliche, heilige Stätte handelt und, dass dort mal eine Person beerdigt wurde, die allerdings vollkommen anonym geblieben ist. Archäologen haben nichts gefunden, was zweifelsfrei auf Artus verweist, „So bleibt Avalon, bei allen Bemühungen, es dingfest zu machen, eine Insel der Träume.“[15] Und so muss man sich schließlich doch auf die poetischen Überlieferungen Avalons berufen, dort findet man die konkretesten Hinweise, die mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch  erfunden sind.

4. Die literarische Verarbeitung des Avalon-Mythos

4.1 Ursprung und literarische Weiterentwicklung (11.-12.Jahrhundert)

Die früheste literarische Erwähnung König Artus’ findet sich in einer Sammlung keltischer Sagenerzählungen. Ursprünglich bekannt war diese Sammlung unter dem Namen Four Branches of the Mabinogi[16]. Ihre heutige Gestalt erhielt sie im Jahre 1060 in einer in Südwales niedergeschriebenen Fassung unter dem englischen Namen The Mabinogion. Der früheste arthurische Roman, Culhwach ac Olwen, der ebenfalls in die Mabinogion aufgenommen wurde, nahm jedoch erst gegen 1080-1100 Gestalt an.[17] Allerdings wird Avalon in dieser Geschichte noch nicht erwähnt und auch das Bild des Sagenkönigs lässt sich nur bruchstückhaft herausfiltern.

Avalon findet zum ersten Mal etwa um das Jahr 1150 Erwähnung und zwar in der Vita Merlini[18] des Geoffrey of Monmouth. Zuvor, zwischen den Jahren 1136 und 1138, hatte Geoffrey die Historia regum Britanniae (HRB)[19] verfasst. Diese Geschichte beruht überwiegend auf Erfindungen des Dichters, seine Quellen sind unbekannt. Es sei hier erwähnt, dass Geoffrey die Wahrheit für sich und seine Werke beansprucht hat, aber das kritisch zu überprüfen ist, wie gesagt, nicht möglich.

Geoffreys Texte gelten als Ursprung für die Artus-Sage, ihm ist es zu verdanken, dass es sich bei König Artus um eine Sage mit einer offiziellen Geschichte handelt.[20]  Die meisten späteren Schriftsteller, die König Artus und sein Reich zu ihrem Thema machten, orientierten sich an dieser offiziellen Geschichte Geoffreys.

Doch was lässt sich bei Geoffrey of Monmouth nun über Avalon und die Avalon-Frauen herausfinden? In der Vita Merlini ist König Artus bereits tot und Merlin alt. Er berichtet rückblickend über das Leben des Königs. Der weise Taliesin besucht Merlin und berichtet unter anderem von Avalon:

The Island of Apples gets its name “The Fortunate Island“ from the fact that it produces all manner of plants spontaneously. It needs no farmers to plough the fields. There is no cultivation of the land at all beyond that which is Nature’s work. It produces crops in abundance and grapes without help; and apple trees spring  up from the short grass in its woods. All plants, not merely grass alone, grows spontaneously; and men live a hundred years or more.

That is the place where nine sisters exercise a kindly rule over those who come to them from our land. The one who is first among them has greater skill in healing, as her beauty surpasses that of her sisters. Her name is Morgen, and she has learned the uses of all plants in curing the ills of the body. She knows, too, the art of changing her shape, of flying through the air, like Daedalus, on strange wings. At will, she is now at Brest, now at Chartres, now at Pavia; and at will she glides down from the sky on to your Shores.

They say she had taught astrology to her sisters – Moronoe, Mazoe, Gliten, Glitoea, Gliton, Tyronoe, an Thiten, - Thiten, famous for her lyre.

It was there we took Arthur after the battle of Camlan, where he had been wounded. (....) we arrived there with the prince; and Morgen received us with due honour. She put the king in her chamber on a golden bed, uncovered his wound with her noble hand and looked long at it. At length she said he could be cured if only he stayed with her a long while and accepted her treatment. We therefore happily committed the king to her care and spread our sails to favourable winds on our return journey.[21]

Und auf die Frage Merlins, was passieren solle, wenn wieder Chaos über das Königreich hereinbricht und die Sachsen es überfallen, antwortet Taliesin, „Then the people must send someone to call on our leader to return in a fast ship.“[22]

In der Historia Regum Britanniae wird das magische Schwert Excalibur außerdem bereits als Schöpfung Avalons beschrieben.[23] Allerdings wird nicht näher auf Avalon selbst eingegangen.

Man erfährt also, dass Avalon eine magische Insel ist. Außerdem trägt diese Insel paradiesische Züge, die Menschen dort werden sehr alt und müssen nicht arbeiten. Neun Schwestern bewohnen die Insel, die Ranghöchste unter ihnen ist Morgen und sie verfügt nicht nur über heilende Kräfte, sie kann sich auch in andere Gestalten verwandeln und sie ist schöner als alle anderen Frauen. Auf diese Insel bringt man Artus, nachdem er in der Schlacht von Camlan verwundet wurde. Morgen verspricht ihn zu heilen, worauf seine Kameraden die Insel wieder verlassen und Artus dort zurücklassen. Außerdem wird deutlich gemacht, dass Artus sich noch auf dieser Insel befindet, da er zurückkommen kann, wenn die Menschen ihn brauchen.

Man erfährt nicht sehr viel, aber klar wird, dass den Frauen Avalons nichts Bösartiges zugeschrieben wird. Zwar verfügen sie über magische und übermenschliche Fähigkeiten, aber diese dienen der Rettung des Königs. Man kann also von einer eher positiven Darstellung Morgens und ihrer Schwestern sprechen, was sich in späteren Verarbeitungen der Sage jedoch deutlich verändern sollte.

Was allerdings in Geoffreys Vita Merlini bereits auffällt, ist, dass die Frauen Avalons  keine gleichwertige Position den Männern gegenüber einnehmen. Das lässt sich einfach schon daran erkennen, dass sie quantitativ eine wesentlich geringere Rolle einnehmen und ausschließlich auf Avalon wirken. Sie verlassen die Insel nie,[24] aus welchen Gründen das so ist, wird nicht deutlich. Wir haben es hier mit einer allein von Männern geprägten Welt zu tun.

Daran veränderten auch die direkten Nachfolger, die Geoffreys Historia verarbeiteten, nichts. Besonders hervor zu heben ist in diesem Zusammenhang der anglo-normannische Legendendichter und Reimchronist Wace[25]. Unter dem Titel Roman de Brut übertrug Wace Geoffreys Historia um 1155 in eine französische Versdichtung.  Besonders das Ende König Artus’ hat er wieder aufgegriffen und verweist den Sagenkönig auf die Insel Avalon, wo er gesund gepflegt wird. In seinem Werk, das Wace als Auftragsarbeit verfasste, spielen die Frauen- und Liebesgeschichten am Königshofe jedoch eine wichtigere Rolle, als noch bei Geoffrey, der Frauenkult war bei Wace stark ausgeprägt. Außerdem erwähnt er als erster die sagenumwobene Tafelrunde des König Artus’.

In einer weiteren Bearbeitung aus dieser Zeit, von einem Dichter namens Layamons verfasst, spielt die magische Macht der Natur zum ersten Mal eine Rolle in der Artus-Sage und somit wurde zum ersten Mal eine Verbindung zum Keltentum hergestellt.[26]

Wesentliche Neuerungen hat auch Marie de France nicht vorgenommen. Zwischen 1160 und 1170 verfasste sie ihre Lais, eine Mischgattung zwischen Kurzerzählung und Lied in Versen.[27] Dort spielt besonders der Text Lanval eine wichtige Rolle. Einer der Artus-Ritter verliebt sich in diesem Text in eine Frau mit zauberischen Fähigkeiten, ihr folgt er schließlich auf die Feeninsel Avalon. Was hier erneut auffällt, ist, dass die Frau weder bedrohlich, noch störend oder gar zerstörerisch ist, vielmehr hilft sie ihrem Ritter sich wieder in die gesellschaftliche Ordnung einzufügen.

Nur kurze Zeit später, zwischen 1170 und 1180, entstanden weitere wichtige Werke über die Artus-Sage. In Frankreich schrieb Chrétien de Troyes Romane über die Lancelot-Thematik, den Gral und über Parzival.[28] Chrétien de Troyes’ Werke beeinflussten die folgenden Artus-Verarbeitungen enorm. Neben Geoffrey of Monmouth kann er wohl als einer der wichtigsten Wegbereiter für die Artus-Sage gesehen werden. Jedoch ist es wichtig hervor zu heben, dass bei Chrétien de Troyes das Magische eigentlich keine Rolle spielt, auf Übernatürliches oder Übermenschliches hat er praktisch vollständig verzichtet.[29] Somit kann man bei ihm auch kaum etwas über Avalon finden. Allerdings spielt bei ihm die Frauenverehrung eine wichtige Rolle. Chrétien de Troyes war nicht nur beeinflusst von der französischen Minnelyrik seiner Zeit, er wurde auch von einer berühmten Frau seiner Zeit gefördert – Marie von Champange, eine der Töchter Eleonore von Poitiers, förderte, wie bereits ihre Mutter, den Minnesang,[30] Chrétien de Troyes verbrachte viel Zeit an ihrem Hof und äußerte in seinen Romanen indirekt seine Verehrung für diese fortschrittliche und emanzipierte Frau und somit natürlich für die Frau im allgemeinen. Das Ansehen der Hofdamen wuchs.

Die Legende des Helden-Königs hatte sich zum Ende des 12. Jahrhunderts bereits über große Teile Europas verbreitet. Aufgrund des wachsenden Umfangs meiner Arbeit möchte ich jedoch nicht auf jeden weiteren Dichter eingehen, der die Artus-Sage in den folgenden Jahrhunderten verarbeitete, vielmehr möchte ich auf die Veränderungen in den Frauen-Darstellungen eingehen, die sich sehr bald begannen ab zu zeichnen. Dazu möchte ich zeitlich springen und mich in meinem nächsten Punkt ins 15. Jahrhundert begeben.

4.2 Thomas Malory und die Frauendarstellung im 15. Jahrhundert

„Dieses Schwert, erklärte Accolon, ist fast schon ein Jahr in meiner Obhut, und gestern schickte es mir Morgan le Fay, König Uriens’ Weib, durch einen Zwerg, in der Absicht, daß ich König Artus, ihren Bruder, damit erschlagen sollte. Ihr müsst wissen, König Artus ist der Mann, den sie auf der Welt am meisten haßt.“

„(.....) O Sir Accolon, sprach Artus, ich gewähre dir Gnade, (...) Doch tadle ich dich nicht so sehr, denn meine Schwester Morgan le Fay hat dich mit ihren Künsten verleitet, ihren verräterischen Lüsten zu folgen. So wahr ich lebe, ich werde mich so furchtbar an ihr rächen, daß die ganze Christenheit davon sprechen wird.“[31] 

Im Jahr 1485 veröffentlichte der erste englische Buchdrucker William Caxton Thomas Malorys Werk Morte d’Arthur. Caxton versah die Texte, die Malory überwiegend im Gefängnis verfasst hatte, eigenmächtig mit einer ausführlichen Vorrede und teilte den Inhalt derselben in mehrere Kapitel ein, der besseren Überschaubarkeit wegen, wie er selbst in seiner Vorrede betont.[32]

Im erwähnten Zitat wird eines nun sehr klar deutlich: Die bei Geoffrey so ehrenwerte Morgen, die Artus’ Heilerin wird, ist bei Malory nun eine Feindin des Königs, die ihm sogar nach dem Leben trachtet. Artus schwört ihr gnadenlose Rache und in ihrer Person ist nichts Positives mehr zu erkennen. Sie wird zur bösen Hexe stilisiert, die eine Bedrohung für die Männer und im besonderen für die Ritter darstellt.

Die Frage nach dem Anlass für diese deutliche Veränderung Morgans[33] drängt sich hier vollkommen zu Recht auf. Ich möchte dieser Frage nun im folgenden nachgehen und versuchen Erklärungen zu finden.

Man orientierte sich weitestgehend an den wichtigsten Begründern der Sage[34], die ich bereits ausreichend erwähnte. Auch Thomas Malory orientierte sich an Chrétien und anderen französischen Artus-Romanen, die ihrerseits wieder mit Chrétien in Zusammenhang stehen. Auf Malory möchte ich näher eingehen, weil er ebenfalls als einer der wichtigsten Artus-Dichter zu sehen ist. Er hat aus vielen Quellen geschöpft und ein Gesamtwerk zusammengestellt, das bis heute als wichtige Leitlinie in der Artus-Darstellung gesehen wird. Immer wieder in den folgenden Jahrhunderten orientierten sich Dichter an seiner Morte d’ Arthur.

In meinem Zusammenhang ist es natürlich von besonderer Wichtigkeit, dass Malory auch besonders auf Avalon einging. Exemplarisch möchte ich an ihm eine allgemeine Veränderung in der Darstellung der Frauen verdeutlichen, die zwischen dem 12. und dem 13. Jahrhundert stattgefunden hat. Schließlich werde ich auf darauf folgende Entwicklungen eingehen.

Wie bereits erwähnt, versinnbildlicht die Morgan le Fay bei Malory eine ständige Bedrohung für den Artusritter[35], sie stellt den Gegenpol zur Welt der Tafelrunde dar. So lockt sie verschiedene Ritter in ihr Schloss und hält sie dort gefangen, unter anderem auch Lancelot, in den sie unsterblich verliebt ist. Im 37. Kapitel des zehnten Buchs entführt sie den im Turnier verletzten Ritter Alisander auf ihre Burg und heilt seine Wunden nur unter der Bedingung, dass er ein Jahr bei ihr bleibt:

Dort fragte Morgan le Fay Alisander, ob er wieder gesund werden wolle. Wer möchte schon krank sein, wenn er gesund sein kann? Gut, sagte Morgan le Fay, dann versprecht mir bei Eurer Ritterehre, daß Ihr ein Jahr und einen Tag den Bereich dieser Burg nicht verlaßt, und  Ihr sollt ganz gewiß schnell geheilt werden.[36]  

Alisander willigt zwar ein, aber als er schneller genesen ist,  als erwartet, will er die Burg verlassen. Im darauf folgenden 38. Kapitel kommt ihm ein Fräulein zu Hilfe, die ihn vor Morgan le Fay retten will:

Herr, sagte sie, so wisset, Ihr seid schlimmer dran als ein Gefangener, denn meine Base Morgan le Fay hält Euch nur in der Absicht hier, ihre Lust mit Euch zu haben, wenn es ihr beliebt. O Jesus, schütze mich vor solcher Lust, sagte Alisander, denn lieber würde ich mir die Hoden abschneiden als ihr solche Lust zu bereiten.[37]

Und später erklärt das Fräulein Alisander ihre Pläne:

Edler Ritter, sprach das Fräulein, diese Burg ist von Rechts wegen mein Eigentum, und ich habe einen mächtigen Onkel, (...), der von allen Menschen Morgan le Fay am meisten haßt, und ihn will ich bitten, um meinetwillen diese Burg wegen der schlimmen Bräuche, die darin geübt werden, zu zerstören; er wird dann kommen und die Burg an allen vier Ecken in Brand stecken.[38]

Eine brutale Vorgehensweise, die stark an eine Hexenverbrennung erinnert, wird hier durchgeführt. Das Motiv des Liebesgefängnisses wird hier ebenso deutlich, welches bei Malory an mehreren Stellen eine Rolle spielt. So endet auch Merlin schließlich in einem Liebesgefängnis, in das er von Nimue, der Dame vom See, eingeschlossen wird:

Bald darauf reisten die Dame und Merlin ab, (...), bis sie schließlich nach Cornwall kamen. Und immer trachtete Merlin danach, ihr die Jungfräulichkeit zu nehmen, doch sie war seiner schon überdrüssig und wäre ihn gern losgewesen, (...), aber sie konnte sich auf keine Weise von ihm befreien. Da geschah es einmal, daß Merlin ihr einen Felsen zeigte, der ein großes Wunder barg und einen Zauber auf den legte, der unter einen großen Stein ging. Mit verführerischen Worten erreichte sie, daß Merlin unter den Stein trat, (...), und da bewirkte sie, daß er trotz aller seiner Künste, (...), nicht mehr unter dem großen Stein hervorkommen konnte. So ließ sie Merlin eingeschlossen zurück.[39]

Dennoch gibt es auch immer wieder Frauen bei Malory, die positiv erscheinen. So erhält Artus sein Schwert Excalibur, das ihn schützen wird, auch von der Dame vom See.[40] Sie erweist ihm damit durchaus einen großen Gefallen und scheint daran interessiert Artus zu schützen. Obwohl hier also eine positive Darstellung der Frau, als Helferin des Helden, zu erkennen ist, spielt sie immer noch eine untergeordnete Rolle in einer Männerwelt, wie es schon bei Geoffrey und seinen Nachfolgern der Fall war.

Bei Malory ist interessant, dass er sich, obwohl dies bei Chrétien so war, an dem er sich schließlich orientierte, deutlich in der Frauenverehrung zurückgenommen hat. Es mag an den vollkommen anderen Lebensumständen liegen, denen Malory im Gegensatz zu Chrétien ausgeliefert war, so lebte Malory zur Zeit der grausamen Rosenkriege, aber es kann auch an dem sich veränderten Status der Frau in der Gesellschaft im allgemeinen gelegen haben, doch darauf werde ich unter meinem nächsten Punkt noch genauer eingehen.

Was bei Malory noch erwähnenswert ist, ist der ambivalente Charakter Morgan le Fays. Zwar will sie Artus umbringen, am Ende jedoch ist sie eine von den Königinnen, die den verletzten Artus nach Avalon geleiten:

Und da empfingen ihn die drei Königinnen mit trauriger Klage. Sie setzten sich nieder, und König Artus legte sein Haupt in den Schoß der einen. Diese Königin sprach: Ach, lieber Bruder, warum seid ihr so lange von mir fortgeblieben? Wehe, diese Wunde an Eurem Kopf ist gar zu kalt geworden. (....) Immerzu weinten und klagten die Königinnen und Damen, daß es jammervoll anzuhören war.[41]

Morgan le Fays Charakter wirkt in seiner scheinbaren Ambivalenz sehr ungewöhnlich, wo die anderen Frauendarstellungen Malorys doch eher einseitig gehalten werden und es entweder die böse oder die gute Frau gibt – die Hexe oder die Heilige.

Es stellt sich die Frage, wie sehr dieses Bild die nachfolgenden Darstellungen beeinflusst hat. 

4.3 Das literarische Nachleben der Artus-Sage

Das Nachleben der Artus-Sage in der Literatur ist auch in den folgenden Jahrhunderten nach Malory nicht zu übersehen. Jedoch gab es nur wenige sehr markante Erscheinungen.

Manche Dichter orientierten sich dabei sehr genau an den literarischen Vorläufern bzw. an den Begründern der Sage, andere ließen die Artus-Gestalt nur als Randfigur auftauchen und erfanden ihre ganz eigenen Geschichten rund um die Sage. Viele Namen von Dichtern und Schriftstellern könnten genannt werden, wie bereits erwähnt, möchte ich nicht auf allzu viele von ihnen eingehen. Viel interessanter ist es an dieser Stelle, einen erneuten Sprung in der Geschichte vorzunehmen und zwar bis in die Romantik.

Nicht nur in der englischen Romantik erfuhr die Artus-Sage eine bedeutende Renaissance in der Dichtung, sondern auch in der deutschen Romantik ließen sich viele Dichter erneut von dem mittelalterlichen Stoff inspirieren.[42] Die Bearbeitungen dieser Epoche sind sehr wichtig, aufgrund der enormen Veränderungen, um nicht Verfälschungen zu sagen, die sie an dem Mythos vornahmen. In erster Linie war es die Merlin-Gestalt, die in der Romantik Interesse bei den Literaten hervorrief. War diese doch zuvor zugunsten des Königs und seiner Ritter eher an den Rand gedrängt worden, so trat er jetzt in vielen Werken sogar in den Vordergrund.[43] Das wirklich Wesentliche an der Verarbeitung der Merlin-Gestalt in der Romantik war, dass die zuvor häufig negative Darstellung des Zauberers wieder positiv wurde. Unter dem starken Einfluss des Christentums hatte die Merlin-Gestalt etwa ab dem 13. Jahrhundert immer wieder stark gelitten. Bei Geoffrey ist der Vater von Merlin noch unbekannt, doch später, und das ist auch bei Malory so, wurde der Teufel persönlich zu seinem Erzeuger und die dämonischen Anteile Merlins begannen immer wieder durch zu schimmern. So war Merlin nicht immer der Magier der weißen Magie, sondern seine Gestalt verkörperte auch die schwarze Magie.

Doch will ich zurück zur Merlin-Verarbeitung in der Romantik kommen, und zwar in erster Linie auf die der englischen Romantik.[44] In der Merlin-Gestalt vereinte sich anfänglich das Interesse der Romantiker am Mittelalter mit dem Interesse für den Teufel. Es muss erwähnt werden, dass die Teufelsdarstellung in der Literatur eine christlich-kirchliche Konstruktion war, welche die Dichter aufnahmen. Die romantischen Dichter begannen jedoch damit diesen Teufel zu verharmlosen bzw. begannen Mitleid für den Teufel zu entwickeln und forderten statt einer Vernichtung die Erlösung für den Dämon. In der deutschen Literatur ist diese Sympathie für die Teufelsgestalt besonders in Goethes Mephisto zu erkennen.

Aber um nicht zu weit vom Thema abzukommen, will ich jetzt wieder konkret auf Merlin eingehen. Wie zuvor deutlich wurde, bot die romantische Dichtung einen idealen Nährboden, um Merlin alles Dämonische zu nehmen. Es ging sogar so weit, dass Merlin zu einem rein weißen Magier wurde. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Romantiker die Merlin-Figur auch sehr stark veränderten. Hatten sich die vorherigen Darstellungen noch an einem vielschichtigen Druiden aus vorchristlicher Zeit orientiert, wurde Merlin nun zu einem sympathischen, großväterlich wirkenden Zauberer. Die Romantiker schufen somit die Merlin- oder Druidenvorstellung von der wir heute noch immer geprägt sind und wie sie in vielen filmischen Darstellungen auftaucht, als alter Mann mit langen, weißen Bart, der von einer meist übermenschlichen Ruhe beseelt ist.[45]

Dass die Romantiker wenig an historischer Authentizität interessiert waren, soll ihnen hier nicht zum Vorwurf gemacht werden, orientierte sich doch auch schon Geoffrey of Monmouth nicht an dem realen 5. Jahrhundert und somit der wahrscheinlichen Lebenszeit Artus’, sondern an dem Mittelalter des 12. Jahrhunderts und somit seiner eigenen unmittelbaren Umgebung.

Nun, nachdem wir Merlin betrachtet haben und es deutlich wurde, dass sich sein Image in der Romantik verbessert hatte und er trotz seiner magischen Fähigkeiten nicht mehr verteufelt wurde, muss auch die Gestaltung der magischen Frauen betrachtet werden. Die positive Veränderung Merlins, könnte man annehmen, hätte auch für eine nun positivere Darstellung der Frauen sprechen können. Aber dem war ganz und gar nicht so. Man könnte sagen, das Gegenteil war der Fall. Trat der Teufel immer männlich auf, so wurde das Teuflische und das Dämonische immer von Frauen verkörpert. Und wo man für den armen Teufel Mitleid zu empfinden begann, dämonisierte man die teuflische Frau immer mehr zur menschlichen Bestie. Die Femme Fatale trat in der Romantik in das literarische Geschehen.[46] Diese verhängnisvolle Frau ist gekennzeichnet durch ungezügelte Sitten und besondere Schönheit, ein Einlassen mit ihr führt unweigerlich dem eigenen Untergang entgegen. Für Morgan le Fay bedeutete das ihre Verwandlung zur bösen Zauberin Rowena[47], in welcher viele verschiedene Charaktere miteinander vermischt wurden. 

Und wie auch die Verformung der Merlin-Gestalt die Literatur bis heute prägt, so prägt auch die Femme Fatale noch das literarische Geschehen. Besonders deutlich dargestellt wurde eine Femme Fatale noch 1955 in dem Film Lolita.[48]

4.4 Sozialhistorische Erklärungen für diese Frauendarstellungen

Ich möchte nun versuchen eventuelle Ursachen für diese Frauendarstellungen bzw. Ursachen für den Wandel in den Frauendarstellungen zu ergründen. Was teilweise schon in den vorherigen Punkten anklang, möchte ich nun noch einmal vertiefen.  

Beginnen müssen wir bei Geoffrey of Monmouth. Seine Frauendarstellungen geben, wie sein gesamtes Werk, viel Raum für Spekulationen. Seine Morgen ist eine mächtige und scheinbar sehr intelligente Frau. Sie besitzt Fähigkeiten einer Magierin, ohne zur bösartigen Hexe zu werden. Welche Stellung hatte aber die Frau zu seiner Zeit wirklich, im England des 12. Jahrhunderts?

England war im 12. Jahrhundert längst christianisiert, die Moralvorstellungen der  christlichen Kirche waren etabliert. Wir können also davon ausgehen, dass Frauen nicht sehr positiv gesehen wurden, das Patriarchat herrschte und die Frau hatte keine eigenen Rechte. Besonders deutlich wird das vielleicht an den vielen Feengeschichten, die unter anderem auch aus dieser Zeit stammen. In diesen Geschichten  trat die Fee, also die Frau als aktiv handelnde, selbstbewusste Person auf. Diese Feen, besonders hervorzuheben sind dabei die Geschichten um die Melusinen-Figur, forderten häufig etwas von den sterblichen Männern oder entführten sie in ihre Reiche. Im 12. Jahrhundert war eine solche Frau, die frei war und dem Manne gleichberechtigt, jedoch undenkbar.[49] Man geht davon aus, dass die erwähnten Feengeschichten häufig Sehnsüchte darstellten und nichts mit der Realität zu tun hatten.[50]

Warum Geoffrey also solche Frauengestaltungen mit in sein Werk eingebracht hat, kann nicht endgültig beantwortet werden. Spiegelten sie die Sehnsüchte der Menschen wider oder gab es solche Frauen vor Geoffreys Zeit wirklich und sind Geschichten von ihnen in seine Zeit überliefert worden? Auch gehen manche Wissenschaftler davon aus, dass Geoffrey Kelte war[51] und in der keltischen Tradition hatten Frauen sehr wahrscheinlich eine gleichberechtigtere Position, doch liegt auch das im Dunkeln. Auf die keltische Tradition werde ich später noch genauer eingehen. Festzuhalten bleibt, dass die Frauen zu Geoffreys Zeit noch nicht als Hexen verurteilt wurden, auch nicht, wenn sie über magische Fähigkeiten verfügten.

Doch bereits zu Geoffreys Zeit wurden in Europa die ersten christlichen Abhandlungen geschrieben, in denen generell vor dem Umgang mit Frauen gewarnt wird.[52]  Als Gegenströmung dieser Denkweise können wohl das Frauenlob und der Minnesang gesehen werden, wie ich bereits erwähnte war Chrétien stark davon beeinflusst. Durch den Minnesang bekam die Frau einen höheren Stellenwert, doch besonders diesen Minnesang verurteilte die katholische Kirche. Dass die Ritter in den Ritterromanen plötzlich nicht mehr für Gott kämpften, sondern für das Herz einer Frau, war aus der Sicht der katholischen Kirche ein Skandal. Dennoch durchzieht dieses Motiv nahezu die gesamte Artus-Epik.

So haben wir Frauen, die von Rittern angebetet wurden, aber einen Einfluss auf die von Männern geprägte Welt hatten sie dennoch nicht. Das Ritterleben blieb immer von männlichen Eigenschaften geprägt und für die Bedürfnisse der Frauen gab es kaum Platz.

Im 12. und 13. Jahrhundert setzte bereits eine Entwicklung ein, die für die Frauendarstellungen in der Literatur sehr negative Auswirkungen hatte. Auch die Feen in den Feengeschichten wurden langsam bösartiger. Die Fee sollte schon bald nicht mehr aus einem paradiesischen Ort stammen, sondern direkt aus der Hölle. Selbst Avalon wurde in einigen Darstellungen diabolisiert.[53] Weibliche Sinnlichkeit wurde immer mehr als Gefahr dargestellt.

Die Ursachen für diese Entwicklung liegen in dem starken Einfluss des Christentums auf die Literatur und auf das Denken der Menschen. Etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts begannen in Westeuropa systematische Hexenverfolgungen, die fast drei Jahrhunderte anhalten sollten. Bis zum 11. Jahrhundert wurde Zauberei  nur mit der Kirchenbuße belegt, doch im Zuge der Ketzerverfolgung durch die Inquisition setzte sich die Todesstrafe für Zauberei und Hexerei durch. Frauen wurde eine größere Neigung zur Hexerei und zum Teufelskult unterstellt. Besonders dadurch, dass viele Frauen als Hebammen tätig waren und sich mit Schwangerschaftsverhütung auskannten, wurden sie zu Feindobjekten der katholischen Kirche und damit zur Feindinnen der Weltordnung.[54] Den sogenannten Hexen unterstellte man fragwürdige Dinge, so zum Beispiel, dass sie Kinder fraßen, sich in vogelartige Wesen verwandelten oder Totenkulte feierten.

Es gab zwar immer auch Kritik an den Hexenverfolgungen, der Hexenglaube jedoch war in der Bevölkerung stark ausgeprägt. Erst als in der Aufklärung der Hexenglaube radikal in Frage gestellt wurde, ließ er auch in der Bevölkerung langsam nach. Etwa um 1750 endeten die letzten Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen. Doch die Mythen, die um die Frauen entstanden waren, prägten die Menschen nachhaltig. Es lässt sich nicht ausschließen, dass mancher Mythos sich sogar bis heute erhalten hat.

Es ist daher auch kein Wunder, dass Frauen häufig sehr einseitig dargestellt wurden. Entweder eine Frau war nahezu heilig und damit anerkannt und verehrenswert, oder sie war eine bösartige Hexe, die Unheil stiften wollte und vernichtet werden musste. In der Artus-Epik nahm Ginevra, Artus’ Ehefrau später häufig die Position der Heiligen ein, obwohl sie Ehebruch beging, Morgan hingegen wurde verteufelt, da sie mit heidnischen Riten vertraut war und Hexerei praktizierte. Nach der christlichen Auffassung musste alles Heidnische Teufelswerk sein.

Es ist an dieser Stelle also fest zu halten, dass die Artus-Epik über einen sehr langen Zeitraum von christlichen Vorstellungen geprägt war und diese christlichen Vorstellungen führten wiederum zu einer deutlich diskriminierenden Darstellung der Frauen, zumindest der Frauen, die nicht dem christlichen Frauenideal entsprachen.

In der Romantik war diese Frauenvorstellung längst nicht verschwunden, es stellt sich die Frage, was dazu führen konnte, dass diese Vorstellung verschwand? Oder vielmehr sollte man fragen, ob diese Vorstellung überhaupt verschwand? Im folgenden werde ich auf eine vollkommen andere Frauendarstellung innerhalb der Artus-Sage eingehen, ob diese Darstellung neu ist oder ob sie vielleicht nur einer sehr alten, vorchristlichen Vorstellung entspricht, werde ich versuchen heraus zu arbeiten.

5. Marion Zimmer Bradleys Nebel von Avalon

5.1 Die neuen Frauen Avalons

Ein real existierender Mensch besitzt niemals einen einzigen, festen Charakter, der durch nichts erschüttert werden kann. Bereits Johann Wolfgang von Goethe schuf mit der Faust-Figur einen solchen mehr oder weniger multiplen Charakter, was in den Jahrhunderten zuvor noch undenkbar gewesen wäre. Heute geht man davon aus, dass Menschen einen nahezu schizophrenen Charakter haben, den sie je nach Situation durchaus verändern können, bewusst oder unbewusst.[55] Es waren jedoch immer eher die männlichen Charaktere, denen diese Komplexität zugestanden wurde. Wie schon erwähnt, blieb die Frauendarstellung häufig einseitig.

Es stellt sich nicht nur die Frage danach, ob so etwas überhaupt realistisch sein kann, sondern auch, ob diese Frauendarstellungen im 20. Jahrhundert noch zeitgemäß und erwünscht sind. Betrachtet man die vielen feministischen Bewegungen und Ideen, besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dann bekommt man den Eindruck, dass diese Frauenbilder längst überholt sind.

Vielleicht ist es zu gewagt, aber man könnte behaupten, dass die Artus-Sage, obwohl sie immer wieder neu verarbeitet wurde, dennoch keinen Platz für die emanzipierten Frauenbilder des späten 20. Jahrhunderts bietet. Oder vielmehr müsste man davon sprechen, dass den modernen Frauen keinerlei Identifikationsmöglichkeit mit der Artus-Sage ermöglicht wurde. Keine Frau der Welt konnte oder kann eine Ginevra oder gar eine Morgan le Fay sein, ganz davon abgesehen, dass Morgan le Fay nicht mal als normale Frau, sondern stets als ein übermenschliches Wesen, als Fee dargestellt wurde.

1982 erschien der von Marion Zimmer Bradley geschriebene amerikanische Roman The Mists of Avalon. 1983 erschien die deutsche Ausgabe[56], und seither zählt der Roman zu einer der erfolgreichsten Artus-Verarbeitungen im deutschen Sprachraum.[57] Dieser Erfolg lässt sich vielleicht durch Zimmer Bradleys neuartige Frauendarstellung erklären oder aber auch durch die weit verbreitete Neigung zur esoterischen Szene in den USA und in vielen Teilen Westeuropas, besonders in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Vielleicht liegt es aber auch an beidem. Doch das zu ergründen soll nicht mein eigentliches Ziel sein, auch wenn es als Randphänomen vielleicht eine wichtige Rolle spielt. Ich möchte mich nun den Frauendarstellungen Zimmer Bradleys nähern, in erster Linie natürlich ihrer Darstellung der Avalon-Frauen.

Allen voran geht dabei Morgan le Fay, die im Roman Morgaine genannt wird. Sie nimmt die eindeutig wichtigste Position in der Geschichte ein, so spricht sie zwischenzeitlich auch immer wieder als Ich-Erzählerin zum fiktiven Leser, „Zu meiner Zeit hat man mir viele Namen gegeben: Schwester, Geliebte, Priesterin, weise Frau und Königin. Jetzt bin ich wirklich eine weise Frau geworden.“[58] und ihre Gedanken bestimmen einen Großteil des Romans, auch wenn es schließlich ein auktorialer Erzähler ist, der den überwiegenden Teil der Geschichte wiedergibt. Morgaine steckt im Grunde in ihm verborgen: „Deshalb wurde mir manchmal auf die ein oder andere Weise alles bekannt, was sie dachten, und ich kann diese Geschichte von Anfang bis Ende erzählen.“[59]

Ungewöhnlich an dieser Erzählperspektive ist allein schon die Tatsache, dass sie von einer Frau eingenommen wird. Doch damit ist es noch nicht getan, die gesamte Artus-Sage wird in ein neues Feld gebettet: „An Stelle der Männerwelt auf Camelot treten Morgaine und Avalon in den Mittelpunkt.“[60]

Und noch ein weiterer radikaler Perspektivenwechsel fällt auf:

Gral und Excalibur erscheinen nicht als christliche, sondern als heidnische Reliquien, und der Untergang des britischen Heidentums in der Regierungszeit von König Artus wird beklagt, nicht gefeiert.[61]

Wir können also festhalten, dass ein Perspektivenwechsel sowohl auf der Ebene der Geschlechter, als auch auf der religiösen Ebene stattgefunden hat. Man kann davon ausgehen, dass Marion Zimmer Bradley Gründe für diese offensichtlichen Brüche hatte, so wie mit Sicherheit auch die gesellschaftlichen Veränderungen eine Rolle spielten. Darauf werde ich später noch genauer eingehen.

Zuerst möchte ich die Avalon-Darstellung Zimmer Bradleys betrachten:

Es gab eine Zeit, in der ein Reisender, wenn er den Willen besaß und auch nur einige Geheimnisse kannte, mit seinem Boot auf den Sommersee hinausfahren konnte und nicht im Glastonbury der Mönche ankam, sondern auf der Heiligen Insel Avalon.[62]

Außerdem wird noch beschrieben, dass Avalon von einem dichten, nahezu undurchdringlichen Nebel umgeben ist. Und am Ufer der Insel erstrecken „sich Haine mit Apfelbäumen, und dahinter wuchsen mächtige Eichen. (...) Von irgendwoher drangen die Klänge einer Harfe.“[63] Die Insel ist stets sonnenüberflutet und wird nur von Frauen bewohnt, die dort auch die alleinige Macht haben. Allerdings ist die Ranghöchste unter den Frauen nicht Morgaine, sondern zu Anfang ist es eine Frau namens Viviane: „Zu dieser Zeit war Viviane, die Herrin vom See und Herrin der Heiligen Insel, ...“[64] Später tritt Morgaine jedoch ihre Nachfolge an „Viviane hat mich zu ihrer Nachfolgerin bestimmt.“[65] 

Schon jetzt wird deutlich, dass Marion Zimmer Bradley sich in vielerlei Hinsicht an der vorhergegangen Artus-Literatur orientiert hat. So trägt ihr Avalon nicht nur paradiesische Züge und nicht nur Äpfel wachsen dort, sondern die Insel ist auch von einem Nebel umgeben, der sie unzugänglich für Nicht-Eingeweihte macht. Außerdem wird Avalon ausschließlich von Frauen beherrscht und bewohnt. Und zusätzlich ist noch fest zu halten, dass Marion Zimmer Bradley Avalon nach Glastonbury legt, eben dorthin, wo es geographisch festgemacht wird.

Avalon ist ein positiver Ort, ein Ort der Seligkeit. Somit können wir festhalten, dass Zimmer Bradley in der Darstellungsweise Avalons viel übernommen hat. Die Lebensweise und die Lebensbedingungen auf Avalon haben sich für die Frauen dort kaum verändert, jedoch sind ihre Fähigkeiten, auf die sterbliche Welt einwirken zu können und sie somit aktiv mit zu gestalten, erheblich stärker geworden.

Einfluss auf die sterbliche Welt versuchte auch schon die Morgan Malorys auszuüben. Allerdings wird jeder Versuch der Einflussnahme negativ gewertet. Sie will Artus umbringen und hält verschiedene Ritter in ihrer Burg gefangen, warum sie das tut, bleibt vollkommen unklar. Klar scheint bei Malory nur, dass Morgan von Natur aus böse ist, sie ist eine frühe Femme Fatale, aber das habe ich bereits ausreichend erläutert. Auch ihr ambivalenter Charakter, dass sie Artus hasst, aber ihn dennoch nach Avalon geleitet, wird nicht weiter erklärt. Sie erscheint seltsam und undurchschaubar, es ist, so scheint es, eine unerklärliche Magie, die ihrem Wesen anhaftet.

Bei Zimmer Bradley ist Morgaine nun auch mehr oder weniger ambivalent in ihren Verhaltensweisen, aber hier gibt es Erklärungen. Morgaine erscheint eben nicht länger irritierend, sondern zutiefst menschlich. Ihr Charakter ist alles andere als einseitig, ihre Verhaltensweisen sind nicht immer stringent, bestimmte Situationen können auch bei ihr Zweifel auslösen und dazu führen, dass sie sich verändert:

Als ich Avalon zum ersten Mal erblickt hatte, fragte ich: „Ist es wirklich?“, und ich erinnerte mich daran, daß Viviane geantwortet hatte: „Es ist wirklicher als jeder andere Ort.“ Aber jetzt war es für mich nicht länger wirklich. Ich sah das trostlos gewordene Schilfgras und dachte: Nur das ist wirklich. Die Jahre in Avalon sind nicht mehr als ein Traum, der verblaßt und verschwindet, wenn man erwacht.[66]  

Auch die Morgaine Zimmer Bradleys will Artus töten, obwohl sie ihn liebt:

Sie sah die pulsierende Ader an seinem Hals. Sie wußte, wenn sie mit einem schnellen, tiefen Stich in die große Arterie darunter traf, würde Artus tot sein, ehe er auch nur um Hilfe rufen konnte. (....) Ein Stoß mit dem Dolch....aber er war das Kind...ihre erste Liebe, (...) Morgaine schob den Dolch in die Scheide zurück.[67]  

Welche Erklärungen sind es nun, die die Schriftstellerin für diese Verhaltensweisen nennt?

Die Antwort auf diese Frage hat viel mit dem Punkt der Einflussnahme der Avalon-Frauen auf die sterbliche Welt zu tun. Im England des 5. Jahrhunderts, so wird es beschrieben, beginnt sich unter der Herrschaft König Artus’ eine neue Religion zu etablieren – das Christentum. Der sogenannte Alte Glaube, und damit ist der keltische Glaube gemeint, beherrschte die britische Insel zuvor. Ein Prozess setzt nun ein, der den Alten Glauben zunehmend zu verdrängen droht und den christlichen Glauben immer mehr an Macht gewinnen lässt. „...die Anhänger Christi haben sich nicht dafür entschieden zu sagen, daß sie keine anderen Götter neben ihrem Gott haben, sondern daß es außer ihrem Gott keinen anderen gibt.“[68] Avalon und die Frauen Avalons sind jedoch noch Teil des Alten Glaubens.

Im Roman entbrennt ein Kampf zwischen den Vertretern der beiden Glaubensgemeinschaften, und Artus steht dabei als König zwischen beiden Religionen. Seine Aufgabe besteht eigentlich darin den Alten Glauben mit dem neuen zu vereinen, er schwört beide Glaubensrichtungen zu akzeptieren:

„Was muß ich schwören, Herrin?“ „Nur soviel: Allen Menschen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, gleich ob sie Christen sind oder nicht, und die Götter von Avalon zu ehren. Denn was die Christen sagen, Artus Pendragon, und wie sie ihren Gott auch nennen mögen, alle Götter sind ein Gott und alle Göttinnen nur eine Göttin. Schwöre, diese Wahrheit nie zu verleugnen“[69],  

Doch genau das misslingt ihm schließlich aufgrund verschiedener Faktoren, und der Alte Glaube wird überrollt von der Macht der christlichen Religion. Somit sind der Alte Glaube und die damit verbundene Sageninsel Avalon am Ende des Romans und am Ende von Artus’ Regierungs- und Lebenszeit zum Untergang verdammt. Avalon droht in Vergessenheit zu geraten und somit unauffindbar im Nebel zu versinken, „Und so windet sich die Wahrheit vielleicht irgendwo zwischen dem Weg nach Glastonbury, (...), und dem Weg nach Avalon, das für immer in den Nebel des Sommersees verloren ist.“[70]

Es fällt auf, dass es auf der Seite des keltischen Alten Glaubens überwiegend Frauen sind, die eine wichtige Rolle spielen, auf der Seite der Christenheit sind es vor allen Dingen Männer, die eine wichtige Position einnehmen. Dieser Kampf, der beinahe wie ein Geschlechterkampf gedeutet werden kann, wurde häufig kritisiert, da man nicht einfach Frauen- bzw. Männerreligionen konstruieren kann[71]. Auch wurde die Einseitigkeit der religiösen Darstellung, besonders des Christentums und seiner Darstellung als bösartige Religion kritisiert. Doch ist gerade diese Darstellungsweise eine sehr geschickte Lösung, um eine neue Darstellung der Artus-Sage möglich werden zu lassen, ohne sich jedoch allzu weit von der offiziellen Geschichte der Sage zu entfernen. Dass es so gut funktioniert, liegt daran, dass die Artus-Sage noch nie zuvor aus dieser Perspektive betrachtet wurde und dass niemand etwas über diese Perspektive weiß. Man kann über eine keltische Frauenperspektive nur spekulieren. Da ist es klar, dass das viel Raum für eigene Ideen lässt. 

Im wesentlichen, so kann man durchaus behaupten, folgt Marion Zimmer Bradley in ihrer Darstellung der Artus-Sage ihren Vorgängern. Sie hat sich dabei besonders auf Thomas Malory gestützt, was man am Handlungsablauf und an den Personen, die auftauchen, erkennen kann. Ein Zitat auf der ersten Seite verweist konkret auf Malory: „...Morgan le Fay wurde nicht verheiratet. Man gab sie in eine Klosterschule, und sie wurde eine große Zauberin.“[72] Vielleicht könnte man sagen, dass sie die Artus-Sage nicht veränderte, sondern dass sie sie neu interpretierte. Und das wird, wie bereits erwähnt, gerade durch die radikalen Perspektivenwechsel möglich.

Morgaine taucht im Roman als Artus’ Halbschwester auf. Sie wächst in einer noch von den Römern geprägten, männlich dominierten Welt auf bzw. einer Welt, in der die Männer sich das Recht nehmen die Frauen zu beherrschen,

Und wieder rief sich Igraine ins Gedächtnis, daß die Römer es als ihr gottgegebenes Recht betrachten, über Leben und Tod ihrer Kinder zu bestimmen. Viele Männer, Christen oder nicht, hätten gefordert, eine Tochter nicht aufzuziehen, nur damit ihre Frau, ohne Zeit zu verlieren, ihnen einen Sohn schenken konnte.[73] 

Dennoch bleiben die Frauen kraftvoll und selbstbewusst, sie behaupten sich und lehnen sich immer wieder gegen die Männer auf. So tut es auch Morgaines Mutter Igraine, die mit dem Herzog Gorlois gegen ihren Willen verheiratet wurde und sich schließlich in einen anderen Mann verliebt – Uther Pendragon, den Vater von Artus. Sie setzt sich gegen ihren ersten Ehemann durch, als er sie angreift und brutal wird,

„Schweig, böses Weib!“ schrie Gorlois außer sich und schlug sie so heftig, daß sie zu Boden fiel. (...) Igraine warf den Kopf zurück und sagte voll Verachtung: „Ich verabscheue Euch wie eine giftige Schlange! Nie wieder werde ich etwas anderes in Euch erblicken!“[74]

Schon hier, am Anfang der Geschichte, hat Zimmer Bradley Veränderungen vorgenommen. Igraine ist nicht mehr die treue, brave Gattin Gorlois’, die gegen ihren Willen mit Uther zusammenkommt, sie ist nun eine Frau, die Uther begehrt und von sich aus mit ihm zusammenkommen will und ihren Gatten Gorlois ablehnt. Ihre Schwester ist Viviane, die Herrin von Avalon. Sie ist es auch, die Morgaine schließlich nach Avalon bringt und dafür sorgt, dass sie dort zur Priesterin erzogen wird, „Ich möchte Euch noch um einen anderen Gefallen bitten, Schwager“, sagte sie. „Gebt mir Morgaine, ich will sie in Avalon erziehen.“[75] Somit beginnt für Morgaine die Erziehung im Sinne des Alten Glaubens.

Der Alte Glaube ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass seine Vertreter einen entscheidenden Einfluss auf die politischen Entwicklungen des Landes ausüben. Die Priesterinnen und die Druiden fungieren als Berater der Könige. In diesem Zusammenhang taucht auch Merlin auf. Er wird als alter Mann dargestellt, der zusammen mit Viviane Entscheidungen trifft und ihr gleichgestellt ist.  Merlin und Viviane haben das Anliegen, den Alten Glauben vor der Zerstörung durch das Christentum zu retten. Sie bestimmen daher Artus zum neuen König und lassen ihn schwören, dass er den Alten Glauben erhalten wird.  

Im Verlauf der Geschichte bricht er jedoch, wie schon erwähnt, mit seinem Schwur, „Er hatte Avalon verraten. Artus war ein Abtrünniger“[76] Dabei spielt seine Gattin Gwenhyfar eine entscheidende Rolle. Sie ist, so würde man sie heute vielleicht nennen, eine orthodoxe Christin und verurteilt Avalon und damit den Alten Glauben als Teufelswerk, „Willst du uns noch weiter zur Sünde verleiten? Hast du nicht schon genug Unheil angerichtet, du und deine Teufelin, die du Göttin nennst“[77] Gwenhyfar wird somit die Gegnerin von Morgaine. Das führt dazu, dass Artus dadurch, dass er zwischen zwei Frauen steht, gleichzeitig auch zwischen zwei Religionen steht. Im Gegenteil zu allen anderen Darstellungen zuvor, liebt Artus hier nämlich seine Schwester Morgaine sehr und lange Zeit besteht ein inniges Verhältnis zwischen den beiden.

Instabil wird diese Beziehung erst durch den Treubruch Artus’ gegenüber Avalon, den er begeht, da Gwenhyfar nicht nachlässt ihn zu bedrängen sich endgültig ganz zum Christentum zu bekennen. Nur widerwillig gibt Artus ihr nach, auch seine Liebe zu seiner Gattin ist stark und er will sie nicht verletzen.

So nimmt nicht nur Morgaine eine aktiv handelnde Rolle ein, auch Gwenhyfar wird aktiv, nicht nur was ihre verbotene Liebschaft mit Ritter Lancelot angeht. Sie will sich durchsetzen und Artus mit aller Macht von dem überzeugen, was sie für richtig hält. Doch bleibt ihre Person im Gegensatz zu der Morgaines eher labil und oftmals hysterisch, „Gwenhyfar sah mit ohnmächtigem Zorn, wie Morgaine beinahe geistesabwesend des Königs Tränen mit ihrem Taschentuch trocknete – (....) Gwenhyfar schrie: „Er hat gesündigt, und Gott straft ihn...“[78] Es ist nicht sie selbst, die vom Christentum vorbehaltlos überzeugt ist, sondern es ist ihre Erziehung, die sie zu der hat werden lassen, die sie schließlich ist. Die starren Vorstellungen ihrer Erziehung, die sie in einem christlichen Kloster genoss, besonders gegenüber Frauen, haben sie zu einer Gefangenen ihrer selbst gemacht. So ist sie selbst eine Frau, die Frauen verachtet, sieht sie diese doch als größte Sünderinnen der Menschheit, „Und wir Frauen müssen ganz besonders büßen. Denn durch ein Weib kam die Sünde in die Welt...“[79]

Der Alte Glaube hingegen lässt ein positives Frauenbild zu. Frauen schämen sich nicht aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Sexualität, sondern die Frau wird ganz im Gegenteil sogar verehrt, als Mutter allen Lebens. Die Anhänger des Alten Glaubens verehren die Große Göttin[80] und der Frau werden alle Freiheiten zugestanden, die auch ein Mann besitzt. Sie beherrschen Praktiken der Schwangerschaftsverhütung und der Abtreibung. So versucht auch Morgaine eine unerwünschte Schwangerschaft zu unterbrechen: „Sie wußte, was sie suchte: eine bestimmte Wurzel (...) Morgaine verstand etwas von Kräutern und war eine gute Hebamme.“[81]

Dabei werden die Frauen Avalons niemals als dämonische Wesen dargestellt. Sogar als Morgaine Artus bestrafen soll, weil er den erwähnten Schwur gebrochen hat, bleibt sie zutiefst verständlich. Sie liebt Artus noch immer und bringt es nicht fertig ihn zu töten, wie ich ja bereits erwähnte. So nimmt sie ihm nur das Schwert Excalibur ab, das in Avalon von ihr selbst gefertigt wurde und Artus zum Schutz überreicht wurde. Artus darf als Verräter das Schwert nicht mehr besitzen, „Avalon hat dich auf den Thron gesetzt, Artus. Avalon gab dir das Schwert, das du mißbraucht hast. Im Namen von Avalon fordere ich es zurück“[82] Menschlich und nicht bösartig bleibt Morgaine deshalb, weil man ihre Gründe für ihr Handeln kennt. Ihre religiösen Überzeugungen sind in Gefahr gebracht worden und das männlich dominierte, frauenfeindliche Christentum, „Denn das Wesen der Frau, so behaupten sie, sei das Wesen des Bösen. Durch die Frau, so sagen sie, kam das Böse in die Welt“[83], stellt nicht nur eine Bedrohung für sie persönlich dar, sondern aus ihrer Sicht auch eine Bedrohung für ganz England und die Menschen, die dort leben. Morgaine handelt aus religiöser und vielleicht auch politischer Überzeugung, nichts passiert aus reiner Boshaftigkeit.

Sehr interessant ist außerdem die Darstellung des Merlin. Ganz offensichtlich ist, dass er gegenüber den Frauen eine unwesentlichere Position einnimmt. Auffällig ist, dass Marion Zimmer Bradley zwei Merlins auftauchen lässt. Der erste Merlin, ein alter Mann, der auch „Taliesin“[84] genannt wird, ist mehr oder weniger der religiöse Partner Vivianes. Er unterstützt sie in all den Dingen, die getan und entschieden werden müssen. Er ist eine durch und durch positive Gestalt. Seine freundschaftliche Partnerschaft mit Viviane fällt daher so auf, da die Fee aus vorhergegangenen Artus-Verarbeitungen, die Merlin schließlich in ihr Liebesgefängnis einschließt, auch häufig unter dem Namen Viviane auftaucht.

In anderen Darstellungen wird sie als Nimue bezeichnet. Auch bei ihr handelt es sich, so zum Beispiel bei Malory, um eine Frau von Avalon. Auch bei Zimmer Bradley taucht eine Nimue auf und zwar in Zusammenhang mit dem zweiten Merlin. Sein Name ist Kevin und als der alte Merlin stirbt, tritt er seine Nachfolge an. Doch schließlich wird er zum Verräter Avalons und bekennt sich zum König:

„Mir wäre es lieber, die Menschen könnten Excalibur folgen, als dass es verborgen in Avalon liegt. Wenn sie ihm nur folgen...kommt es wirklich darauf an, welchen Gott sie dabei anrufen?“ (...) „Und du wagst es, dich Merlin von Britannien zu nennen?“ schrie sie ihn an, außer sich vor Zorn. „Hinaus, elender Verräter!“[85]  

In seiner neuen Position, die sich nun auf der Seite der Christen befindet, wird er zum Feind für die Anhänger des Alten Glaubens. Er soll zum Tode verurteilt werden, doch dazu muss man ihn erst nach Avalon locken. Und das übernimmt in diesem Fall Nimue, die ebenfalls in Avalon zur Priesterin ausgebildet wurde. Sie verführt Kevin, alias Merlin und nimmt ihn als ihren Gefangenen mit nach Avalon: „Aber Nimue würde das Mittel sein, um den Verräter zu bestrafen. (...) du musst ihn verführen und auf dein Lager locken. Du mußt ihn so verzaubern, daß er mit Leib und Seele dein Sklave wird.“[86] Kevin, der sich unsterblich in Nimue verliebt, muss also sein Leben lassen und sein toter Körper wird schließlich in einer Eiche verborgen, „Begrabt ihn unter der großen Eiche“.[87] Anhand dieser Episode lassen sich direkte Verbindungen zu den vorhergegangen Sagen ziehen, in denen eine Fee Merlin schließlich in ein Liebesgefängnis lockt, welches immer wieder auch als Todesgefängnis Merlins bezeichnet wurde.

Doch gibt es auch hier wieder einen bedeutenden Unterschied zu den älteren Darstellungen. Die Nimue bei Zimmer Bradley handelt im Auftrag ihres Glaubens, sie ist absolut keine Femme Fatale, sondern vielmehr ein zerbrechliches, junges Mädchen, das von ihrem Glauben überzeugt ist, aber dennoch unter ihrem Auftrag leidet. So verliebt sie sich selbst in Kevin und als man ihn umgebracht hat, nimmt sie sich kurz darauf das Leben, „Man fand die junge Priesterin mittags (....) Nimue lag zwischen dem Schilf im Wasser.“[88]  

Nimue leidet, so wie Morgaine auch immer wieder unter verschiedenen Umständen leidet. So können die Frauen auch auf Avalon leiden, was im Wiederspruch dazu steht, dass auf Avalon kein Leiden möglich ist.

Das Leiden der Frauen resultiert häufig aus dem Zwiespalt zwischen ihrem Glauben und ihren Gefühlen, in erster Linie gegenüber Männern. So geht es in den Romanen Marion Zimmer Bradleys häufig um das Zusammenwirken von Freiheit und Bindung, man könnte sogar sagen, es handelt sich dabei sogar um ihr zentrales Thema.[89]

Auch das Thema der Sexualität spielt eine wichtige Rolle, was ich bereits mehrfach andeutete. Schon in vorhergegangenen Artus-Bearbeitungen stehen Themen wie die Sexualität und die Liebe im Mittelpunkt. Doch blieb diese Thematik auch hier weitestgehend den Männern vorbehalten. Die Frauen dienten bestenfalls als Objekte ihrer Begierden. Platz für eine erfüllte, weibliche Sexualität gab es in der Artus-Epik kaum, standen doch eher männliche Themen im Vordergrund, wie der Krieg, der Kampf und der Ritterstand. Artus’ Gattin Ginevra stellte in diesem Punkt häufig schon eine Ausnahme dar. Sie betrügt Artus in verschiedenen Darstellungen mit ihrem selbsterwählten Liebhaber Lancelot. Man kann ihren Betrug als Versuch deuten sich selbst zu einer befriedigenden Sexualität zu verhelfen. In den frühen Darstellungen wurde sie deswegen noch nicht verurteilt, erst später, als die christlichen Dichter das Thema verarbeiteten, kam es zur negativen Auslegung ihrer Verhaltensweise. Schließlich wurde Artus’ Untergang allein mit dem Betrug Ginevras und Lancelots begründet. Eine so aktiv handelnde Frau konnte in den christlichen Darstellungen nicht positiv beurteilt werden, ihr Handeln musste zur Sünde werden. Und die aktiv handelnden Frauen durften höchstens noch als Feen auftauchen, als Überwesen, die, wie ich ja bereits erwähnte, schließlich dämonisiert wurden.

Bei Marion Zimmer Bradley nun sind es auch besonders die Frauen Avalons, die das Recht haben, ihre Liebhaber frei zu wählen. Die Achtung gegenüber dem eigenen Körper spielt dabei eine wichtige Rolle: „Mein Körper ist mein; er gehört mir, damit ich ihn der Göttin zu Ehren verschenke! Was ich mit Uriens getan habe, war Sünde: Unterwerfung unter die männliche Lust.“[90] Doch diese Frauen sind bei Zimmer Bradley keine Feen mehr, es sind normale, sterbliche Frauen, die ihre Fähigkeiten aufgrund der Ausbildung Avalons beherrschen. Zimmer Bradley stilisiert ihre Frauen nicht zu Göttinnen, so bleibt die Verbindung zu der durchschnittlichen, normalen Frau immer erhalten, was sehr wichtig ist, da es der potentiellen Leserin unter Umständen eine Identifikation erleichtert. Hinzu kommt, dass die Weglassung dieser übermenschlichen Wesen dem heutigen Leser realistischer und glaubwürdiger erscheinen wird, fällt es dem aufgeklärten Menschen doch wesentlich schwerer an solche Phänomene zu glauben.

Man könnte an dieser Stelle wohl noch weitere Stellen des Romans zitieren, die eine feministische Darstellung der Frauen beweisen könnten, aber das würde den Rahmen meiner Arbeit sprengen. Außerdem würde ich beginnen mich zu wiederholen. Fest zu halten bleibt, dass Marion Zimmer Bradley den „Frauen sehr viel Raum gibt; Frauen sind nicht länger Anhängsel von Männern, sondern ihnen kommt eine eigenständige, meist dramaturgisch auch bedeutsame Aufgabe für die Entwicklung der Geschichte zu.“[91] Die Frauen Avalons sind nicht länger dämonische Wesen, sie sind vielmehr glaubwürdige Persönlichkeiten geworden, die sich in einer von Männern beherrschten Welt zurecht finden müssen und schließlich sogar zu jeweils persönlichen Lösungen kommen.

So zieht Morgaine sich, nachdem sie den sterbenden Artus nach Avalon geholt hat, selbst nach Avalon zurück. Ihre Bemühungen, den Alten Glauben zu erhalten, erscheinen ihr nun nutzlos. Der Alte Glaube scheint verloren. Doch schließlich geschieht eine Versöhnung mit dem Christentum bzw. Morgaine versöhnt sich mit dem christlichen Glauben in Form einiger jungen Nonnen, die in dem Kloster von Glastonbury leben. In der heiligen Mutter Gottes, die von den Nonnen angebetet wird, erkennt sie sogar die Große Mutter wieder:

Morgaine folgte dem Mädchen in die kleine Seitenkapelle. Vor der Statue einer verschleierten Frau mit einem Heiligenschein und einem Kind in den Armen standen große Sträuße blühender Apfelzweige. Morgaine holte erschauernd Luft und beugte den Kopf vor der Göttin.[92] 

So endet Zimmer Bradleys Roman damit, dass es doch noch Hoffnung für den Alten Glauben gibt und Avalon nicht ganz im Nebel versunken ist, „Hier gab es einen Platz, an dem der Schleier zwischen den Welten nur dünn war. (...) Morgaine schritt durch den Nebel und war wieder in Avalon.“[93] Vor allen Dingen aber endet es mit den Frauen und dem Verständnis der Frauen untereinander, eine Versöhnung der beiden Religionen wird erst unter den Frauen möglich, als Morgaine zu den Nonnen von Glastonbury kommt, sagt eine der Nonnen zu ihr:

„Und was Zauberei angeht...es gibt unwissende Priester und unwissende Menschen, die nur allzugern Zauberei rufen, wenn eine Frau nur ein bißchen klüger ist, als sie selbst! Werdet Ihr hierbleiben und den Schleier nehmen, Mutter?“ fragte sie. Die Anrede verwirrte Morgaine, aber dann erkannte sie, daß die jungen Frauen ihr mit derselben Achtung und Ehrbietung begegneten wie ihre eigenen Mädchen im Haus der Jungfrauen, als gehöre sie zu ihnen.[94]

All diese Tatsachen führen zu der Annahme, dass es sich bei den Nebeln von Avalon um einen feministischen Roman handelt. Aber warum man das nicht so einfach behaupten darf, versuche ich in meinen nächsten Punkt zu erläutern.

5.2 Ein feministischer Roman?

Marion Zimmer Bradley sagte immer von sich selbst, sie sei keine Feministin und wolle auch nicht als solche gesehen werden. Somit ist wohl klar, dass es sich bei ihren Romanen und Erzählungen nicht um feministische Kampfschriften handelt. Aber dennoch haben Feministinnen und besonders die feministischen Literaturwissenschaftlerinnen ihre Werke immer wieder als Werke mit feministischen Intentionen gesehen. Das kann daran liegen, dass Zimmer Bradley „Forderungen der Frauenbewegung aufgegriffen und aus ihnen eine höchst (....), spannende und auch witzige Geschichte gemacht“[95] hat. So kann es nicht Ziel sein heraus zu arbeiten, dass Zimmer Bradley doch eine Feministin war, sondern Ziel muss es sein, heraus zu finden, wie der Eindruck bei ihren Texten entstehen kann.

Marion Zimmer Bradley wurde 1930 in New York geboren. Sie war also noch keine 40 Jahre alt, als die feministischen Bewegungen Ende der 60er Jahre in den USA begannen. Die Feministinnen forderten die Abschaffung der Frauenunterdrückung und eine vom weiblichen Einfluss geprägte, grundlegende Veränderung der von Männern geprägten gesellschaftlichen Normen und Werte. Außerdem sollte die Frau psychologisch freier werden, sie sollte nicht länger als absolut auf den Mann bezogen definiert werden. Man beschloss den Kampf gegen die gesellschaftlich definierte Frauenrolle.

Simone de Beauvoir, eine wichtige Vorreiterin der feministischen Bewegung, stellte in ihrem 1949 veröffentlichten Buch Le Deuxième Sexe die These auf, dass die Frau nicht von Geburt an weiblich ist, sondern dass sie gesellschaftlich erst zur Frau, charakteristisch gesehen, gemacht wird. Genau diese These könnte man auf Gwenhyfar in Zimmer Bradleys Roman beziehen, sie wird auch durch die Christenpriester zu dem gemacht, was sie ist. 

In den 70er Jahren kam es dann noch verstärkt zu feministischer Kritik am Sexismus und am Patriarchat. Besonders die nur marginale Beteiligung der Frau an der Kulturgeschichte und Politik der Menschheit wurde als großer Mangel empfunden. Um so materialreicher waren die Überlieferungen von Frauenbildern in verschiedenen Mythen, was jedoch ein Problem ist, da an diesen Mythenschaffungen immer nur Männer beteiligt waren. Es gibt kaum etwas von Frauen über Frauen und wenn, dann ist es wieder von dem Denken der Männer geprägt.

Marion Zimmer Bradley hat eine Darstellung der Artus-Sage geschaffen, die die Frauen an der geschichtlichen Entwicklung teilhaben lässt. Ihre Überzeugungen und Handlungen sind es, die den weiteren Verlauf der Geschehnisse bestimmen. Es sind Frauen, die sich eben nicht an dem männlich geprägten Denken orientieren. Sie sind selbständig und von den Männern weitestgehend unabhängig.

So hat Marion Zimmer Bradley viele Frauenwünsche erfüllt, auch wenn sie selbst keine Feministin war. Sie selbst sagte über ihre Werke: „Ich will für nichts anderes streiten als für das Recht jedes einzelnen, das zu sein, was er sein möchte, ohne von der Meinung anderer unterdrückt zu werden.“[96]

Es liegt nahe, dass es besonders die Frauen sind, die für dieses Recht kämpfen müssen.

Zuletzt stellt sich noch die Frage, warum Zimmer Bradley sich für ihre Darstellung gerade auf das Keltentum berufen hat. Man kann über diese vorchristliche Religion eigentlich nur spekulieren, ein paar Forscher haben versucht, die wenigen Hinweise zusammen zu tragen, die es gibt. Darauf möchte ich in dem nun letzten Punkt meiner Arbeit eingehen.

5.3 Überlieferungen aus vorchristlicher Zeit – Gab es weibliche Druiden?

Marion Zimmer Bradley hat sich nicht nur mit verschiedenen Artus-Überlieferungen auseinander gesetzt, sie hat sich auch ausführlich mit den Überlieferungen aus keltischer Zeit befasst. Dass es sich dabei nur um Mutmaßungen handeln konnte, war ihr durchaus bewusst: „Jeder Versuch, ein Bild der vorchristlichen Religion der Britischen Inseln zu zeichnen, muß sich zwangsläufig mit Mutmaßungen begnügen, denn die nachfolgenden Religionen haben alles darangesetzt, die Spuren auszulöschen.“[97]Allerdings fußt die gesamte Artus-Sage auf Mutmaßungen.

Die Forscher haben sich inzwischen darauf geeinigt, dass der Artus-Mythos aus der keltischen Tradition stammt. Was lässt sich heute noch über diese Tradition herausfinden?

Ich möchte mich in diesem Punkt besonders auf den Kelten-Experten Jean Markale[98]  beziehen. Seine Erkenntnisse gelten als recht seriös[99], wohingegen viele selbsternannte Wissenschaftler das Keltentum aufgrund moderner esoterischer Einflüsse stark verfälschten.

Man geht davon aus, dass sich das Druidentum bzw. die keltische Gesellschaft  bis zum 6. Jahrhundert nach Christus auf den Britischen Inseln hielt. Etwa im 5. Jahrhundert siedelten sich die ersten Christen an und begannen somit den keltischen Glauben langsam zu verdrängen. Um sich in das keltische Denken hineinversetzen zu können, muss man sein Vorstellungsvermögen extrem anstrengen. Die keltische Gesellschaft hatte ein ganz anderes Wahrheitsverständnis, als die christlichen und die meisten anderen Gesellschaften es heute haben. Es gab keine absolute Wahrheit bei den Kelten, sie trennten nicht zwischen Mythos und Realität. So verfassten sie auch ihre Geschichte mythisch, was uns heute natürlich große Schwierigkeiten bereitet. Wir können nicht mehr nachvollziehen, was sich wirklich abgespielt hat und was frei erfunden wurde.

Die religiösen Oberhäupter in der keltischen Gesellschaft waren die Druiden. Sie verfassten ihre Schriften in mythischer Form, gerade weil sie Uneingeweihte nicht verstehen sollten. Allerdings wurde überhaupt sehr wenig von den Druiden schriftlich festgehalten. Es handelte sich bei den Kelten um eine orale Gesellschaft. Die wenigen Überlieferungen, die es von Zeitzeugen gibt, stammen von den Römern, die England lange Zeit besetzt hielten. Allerdings sind diese Überlieferungen auch sehr fragwürdig. Da die Römer das Druidentum nicht durchschauen konnten, neigten sie dazu es zu verurteilen. Viele Überlieferungen sind daher häufig voll von missgünstigen Absichten und Vorurteilen.

Trotz dieser schlechten Informationslage gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass die Frau in der keltischen Gesellschaft einen hohen Status gehabt haben muss.[100] Diese Annahme kommt aufgrund der mythischen Überlieferungen zustande, nicht zuletzt aufgrund der Artus-Überlieferung. In vielen Mythen fällt auf, dass die Frau eine überlegene Stellung einnimmt. Auch die vielen Feengeschichten, in denen die Feenfrauen zu aktiv Handelnden werden, werden häufig so interpretiert, dass sie auf die vorchristliche Verehrung einer weiblichen Gottheit hinweisen. Die Ginevra[101] aus der Artus-Sage wird von Jean Markale auch als Darstellung einer keltischen Königin gedeutet und keltische Königinnen hatten das Recht sich ihre Liebhaber frei zu wählen. Auch spielen Frauen in der Artus-Sage von Anfang an eine sehr wichtige Rolle, hinter dieser Frauenverehrung könnte sich, so deuten es einige Wissenschaftler, eben die alte Verehrung einer Göttin verbergen.

Ob sich all das dahinter verbirgt, ist nicht zu beweisen. Man kann nicht beurteilen, ob nur Sehnsüchte widergespiegelt wurden, da die Frauen gerade nicht so sein durften, oder ob wirklich einst wahrhafte Frauen dargestellt wurden. Eine Tatsache, die man vielleicht als Beweis anführen könnte, ist, dass es die Hexenverfolgungen gab. Man weiß heute, dass es weise Frauen im frühen Mittelalter gegeben haben muss, die sich besonders in medizinischen Fragen auskannten. Doch man hat keine Erklärung dafür, woher sie ihr Wissen hatten. Sind die später als Hexen verurteilten Frauen vielleicht noch Nachkommen der Frauen gewesen, die in der vorchristlichen Zeit einen hohen Rang innerhalb der Gesellschaft besaßen und als genau so wertvoll angesehen wurden, wie ihre männlichen Zeitgenossen? Hat allein die Machtübernahme des Christentums dazu geführt, dass man alle Erinnerungen an die weisen Frauen vernichtete und schließlich vergaß? Hatten Frauen einst mehr Macht als Männer? Und kann Geoffrey of Monmouth vielleicht noch davon gewusst haben?

Leider kann bisher niemand auf all diese Fragen ernstzunehmende Antworten geben. Und je weiter wir uns zeitlich entfernen, desto schwieriger wird es überhaupt noch etwas Neues heraus zu finden. Ob es nun alles wahr ist oder rein erfunden, spielt längst keine Rolle mehr. Artus lebt weiter und mit ihm die Mythen um Avalon und die weisen Zauberfrauen, die irgendwo hinter dem Nebel verborgen sind. Welcher Version der Sage wir heute den meisten Glauben schenken, bleibt uns selbst überlassen.

6. Schlussbemerkung

Der Erfolg von Marion Zimmer Bradleys Roman lässt sich wahrscheinlich zu einem großen Teil durch den radikalen Perspektivenwechsel erklären. Es fehlt in der Fantasy-Literatur und in der Science Fiction überall an weiblichen Helden. Man kann wohl davon ausgehen, dass das wachsende Selbstbewusstsein der Frauen in der westlichen Welt dazu führte, dass sie sich nicht mehr am Rande stehend sehen wollten, auch nicht in der fiktiven Literatur.

Auch der religiöse Perspektivenwechsel hat wohl eine wichtige Rolle gespielt. Die Abwendung vom Christentum und das Gefühl, dort keine Antworten mehr zu finden, führte dazu, sich anderen, oft ganz anders funktionierenden Religionen zuzuwenden, so beispielsweise auch dem Buddhismus.

In unserer heutigen, technisierten Welt scheint der Mensch immer überflüssiger, die Natur immer fremder zu werden. Man könnte meinen, die Menschen sind heute aufgeklärter und vernünftiger als je zuvor. Doch es fällt auch zunehmend eine deutliche Zuwendung zum Übersinnlichen auf, Anderswelten liegen im Trend, nicht nur Zimmer Bradleys Avalon.

Es scheint so, als würden die Menschen nach ihren Ursprüngen suchen. Sie suchen einen Sinn in einer Welt, in der der einzelne scheinbar jeden Sinn verloren hat. Man könnte so weit gehen und dieses Verhalten als Flucht vor der Realität deuten. Ich sehe das sehr kritisch. Fiktionen erlauben uns kurzweilige Auszeiten, aber unsere Probleme werden dadurch nicht gelöst.

Vielleicht sollten wir uns die Geschichten, die wir mögen, genauer ansehen und so herausfiltern, wo unsere Sehnsüchte liegen. Wir sollten nicht krampfhaft versuchen, unsere Sehnsüchte daraufhin zu verwirklichen, aber wir können darin einen Anhaltspunkt für unsere eventuellen Gemeinsamkeiten sehen. Häufig haben die Individuen einer Gesellschaft gemeinsame Sehnsüchte. Und das lässt wiederum Aussagen über die möglichen Mängel einer Gesellschaft zu. Wie wir schließlich mit den gesammelten Erkenntnissen umgehen sollten, lässt sich nicht festlegen. Das muss jedem selbst überlassen werden.


7. Bibliographie

Primärliteratur:

Geoffrey of Monmouth: Life of Merlin. Cambridge 1973.

Thomas Malory: König Artus. Leipzig 1977.

Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon. Frankfurt am Main 198725.

 

Sekundärliteratur:

Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons. Düsseldorf 19966.

Franz Bauer: König Artus und sein Zauberreich. Eine Reise zu den Ursprüngen. München 1991.

Barbara Holland-Cunz (Hrgs.): Feministische Utopien – Aufbruch in die postpatriarchale Gesellschaft. Meitingen 1986. 

Elisabeth Frenzel: Stoff- und Motivgeschichte. Berlin 1966.

Kurt Gamerschlag (Hrgs.): Moderne Artus-Rezeption. 18.-20. Jahrhundert. Göppingen 1991.

Karl Heinz Göller (Hrgs.): Spätmittelalterliche Artusliteratur. Paderborn 1984.

Gunnar Heinsohn, Otto Steiger: Die Vernichtung der weisen Frauen. Herbstein 19852.

Frederik Hetmann: Die Reise in die Anderswelt. Düsseldorf/Köln 1981.

Bea Lundt: Melusine und Merlin im Mittelalter. München 1991.

Jean Markale: Die Druiden. München 1989.

Olaf Templin: Tafelrunde und Gral. Düsseldorf 1997.

Karlheinz Weißmann: Druiden, Goden, Weise Frauen. Freiburg im Breisgau 1993.

Wilfried Westphal: Einst wird kommen ein König. Artus – Wahrheit und Legende. Braunschweig 1989.

Gwyn A. Williams: Excalibur. Europäische Legenden um Artus. München 1996.

Friedrich Wolfzettel (Hrgs.): Artusroman und Intertextualität. Gießen 1990.


Lexika:

Sylvia und Paul F. Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie. München 1992.

Brockhaus-Enzyklopädie in 24 Bänden. Mannheim 198819.

Lexikon des Mittelalters. München, Zürich 1980.


Fußnoten

[1] Sylvia und Paul F. Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie. München 1992.

[2] Jean Markale: Die Druiden. München 1989.

[3] ebd.

[4] Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons. 6. Auflage. Düsseldorf 1996, S. 118.

[5] Jean Markale: Die Druiden. München 1989.

[6] ebd.

[7] ebd.

[8] Sylvia und Paul F. Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie. München 1992.

[9] ebd.

[10] Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[11] Das bedeutet: Hier liegt der berühmte König Athur auf der Insel Avalon begraben. Aus: Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a. O. 

[12] Vgl. Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[13] Franz Bauer: König Artus und sein Zauberreich. Eine Reise zu den Ursprüngen. München 1991, S. 90f.

[14] Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[15] Franz Bauer: König Artus und sein Zauberreich. Eine Reise zu den Ursprüngen, a.a.O, S. 99.

[16] Vgl. Gwyn A. Williams: Excalibur. Europäische Legenden um Artus. München 1996.

[17] ebd.

[18] In der englischen Übersetzung erschienen unter dem Titel: Life of Merlin.

[19] Hier lautet der englische Titel: Histories of the kings of Britain.

[20] Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[21] Geoffrey of Monmouth: Life of Merlin. Cambridge 1973., S. 101.

[22] ebd.

[23] Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[24] Bea Lundt: Melusine und Merlin im Mittelalter. München 1991.

[25] Thomas Malory: König Artus. Leipzig 1977. Im Nachwort.

[26] ebd. Nachwort .

[27] Vgl. Bea Lundt: Melusine und Merlin im Mittelalter, a.a.O.

[28] Einige Romantitel Chrétiens: Erec et Enide, Le chevalier au Lion, Le roman de la charette usw. Aus : Lexikon des Mittelalters. München/Zürich 1980.

[29] Walter Haug: Das Fantastische in der späteren deutschen Artusliteratur. In: Karl Heinz Göller (Hrsg.): Spätmittelalterliche Artusliteratur. Paderborn 1984.

[30] Franz Bauer: König Artus und sein Zauberreich. Eine Reise zu den Ursprüngen, a.a.O. S. 194.

[31] Thomas Malory: König Artus. Leipzig 1977, S. 145f.

[32] ebd. S 13.

[33] Auch die Schreibweise des Namens veränderte sich: Bei Geoffrey ist sie noch Morgen, bei Malory schließlich Morgan.

[34] Als Begründer kann man Geoffrey of Monmouth und Chrétien de Troyes sehen.

[35] Karl Heinz Göller: Die Bedeutung des Gefängnisses in MalorysMorte Darthur“. In: Friedrich Wolfzettel (Hrsg.): Artusroman und Intertextualität. Giessen 1990. 

[36] Thomas Malory: König Artus. Leipzig 1977, S. 543.

[37] ebd. S. 543f.

[38] ebd. S. 544.

[39] ebd. S. 128.

[40] Thomas Malory: König Artus. Leipzig 1977, S. 63.

[41] ebd. S. 992.

[42] Vgl. Elisabeth Frenzel: Stoff- und Motivgeschichte. Berlin 1966. Zu erwähnen sei hier außerdem, dass Goethe sich selbst mal als Merlin bezeichnete.

[43] Vgl. Kurt Gamerschlag (Hrsg.): Moderne Artus-Rezeption. 18.-20. Jahrhundert. Göppingen 1991.

[44] Einige englische Romantiker, die die Artus-Sage wiederaufnahmen waren William Blake, William Wordsworth und  Sir Walter Scott.

[45] Heute finden wir diese Druiden- oder Merlinvorstellung noch in Roman-Verfilmungen wieder: In der Verfilmung von Harry Potter unter dem Namen Dumbledore und in der Herr der Ringe-Verfilmung als Gandalf. Die beiden Figuren weisen unverkennbare Ähnlichkeiten auf.     

[46] Vgl. Elisabeth Frenzel: Stoff- und Motivgeschichte, a.a.O.

[47] Vgl. Kurt Gamerschlag (Hrsg.): Moderne Artus-Rezeption. 18.-20. Jahrhundert, a.a.O.

[48] Verfilmung nach den gleichnamigen Roman von N. Nabokov.

[49] Vgl. Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[50] Frederik Hetmann: Die Reise in die Anderswelt. Düsseldorf/Köln 1981.

[51] Lexikon des Mittealters. München/Zürich 1980.

[52] Vgl. Franz Bauer: König Artus und sein Zauberreich. Eine Reise zu den Ursprüngen, a.a.O.

[53] Vgl. Bea Lundt: Melusine und Merlin im Mittelalter, a.a.O.

[54] Brockhaus-Enzyklopädie in 24 Bänden. F.A. Brockhaus. 19., völlig neubearb. Auflage. Mannheim 1988. Siebenter Band.

[55] Besonders wurde diese Ansicht durch C.G. Jungs Ideen geprägt. Viele Dichter verarbeiteten dieses Thema schließlich u.a. Hermann Hesse in seinem „Steppenwolf“.

[56] Die deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel Die Nebel von Avalon.

[57] Kurt Gamerschlag (Hrsg.): Moderne Artus-Rezeption. 18.-20. Jahrhundert, a.a.O.

[58] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon. 25. Auflage. Frankfurt am Main 1987, S. 9.

[59] ebd. S. 9.

[60] Karlheinz Weißmann: Druiden, Goden, Weise Frauen. Freiburg im Breisgau 1993.

[61] ebd.

[62] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O, S. 7.

[63] ebd., S. 178f.

[64] ebd., S. 21.

[65] ebd., S. 643.

[66] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 303.

[67] ebd., S. 953.

[68] ebd., S. 24.

[69] ebd., S. 269f.

[70] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 9.

[71] Olaf Templin: Tafelrunde und Gral. Düsseldorf 1997.

[72] Marion Zimmer Bradley: ebd.; zitiert wurde aus: Thomas Malory: König Artus.

[73] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 19.

[74] ebd. Seite 94

[75] ebd., S. 173.

[76] ebd., S. 742.

[77] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 706.

[78] ebd., S. 705.

[79] ebd., S. 709.

[80] ebd., S. 24.

[81] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 293.

[82] ebd., S. 913.

[83] ebd., S. 24.

[84] ebd., S. 20.

[85] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 926f.

[86] ebd., S. 973.

[87] ebd., S. 1019.

[88] ebd., S. 1021.

[89] Vgl. Uta Enders-Dragässer/Brigitte Sellach: Die Frauen bei Marion Zimmer Bradley. In: Barbara Holland-Cunz (Hrsg.): Feministische Utopien. Aufbruch in die postpatriarchale Gesellschaft. Meitingen 1986.

[90] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O.

[91] Uta Enders-Dragässer/Brigitte Sellach: Die Frauen bei Marion Zimmer Bradley, a.a.O., S. 151.

[92] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 1114.

[93] ebd., S. 1116.

[94] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., S. 1113.

[95] Uta Enders-Dragässer/Brigitte Sellach: Die Frauen bei Marion Zimmer Bradley, a.a.O., S. 149.

[96] ebd., a.a.O.

[97] Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon, a.a.O., Danksagung.

[98] Ich orientiere mich dazu an Markales Buch: Die Druiden. München 1989.

[99] Karlheinz Weißmann: Druiden, Goden, Weise Frauen. Freiburg im Breisgau 1993.

[100] Geoffrey Ashe: König Arthur. Die Entdeckung Avalons, a.a.O.

[101] Auch ihr Name wird unterschiedlich geschrieben. Entscheidend ist jedoch, dass es immer ein keltisch klingender Name ist. Die Schreibweise Zimmer Bradleys Gwenhyfar macht die Verbindung zum keltischen besonders deutlich.

 


[Inhaltsverzeichnis Band 1]