Gedichte von Adam Kuckhoff

 

Der Tod ist nicht schwer-

Schwimme hinaus, Schwimmer,
hafte nicht an der Küste.
Das Wasser ist schon die andre.
Wer an der hängt, die er verließ,
ist kein Schwimmer, er hat nie geschwommen.

Daß ihn der Tod erwarte,
schrecke ihn nicht:
Auch der ist Küste.
Der Aufbruch gilt,
der ohne Rückkehr ist.

Ich fürchtete den Tod,
bevor ich ihn sah.
Aber dann sah ich den Sterbenden
und den Toten.

Es ist schwer zu sterben,
aber der Tod ist nicht schwer.
Möchte ich denken,
daß es nicht schwer ist,
wenn ich ihn sterben soll,
ob er mich von innen befällt,
ob er eine Kugel ist
in den Hinterkopf.

Der Vater starb,
er war alt, aber noch rüstig.
Ich fand ihn vollendet.
Ein Freund starb
in der Mitte des Lebens.
Er hatte geschaffen, was er vermochte.
Ich fand ihn vollendet.
Ein Flieger fiel herunter,
er hatte alles Glück erfahren,
aber das Unglück wartete sichtbar auf ihn.
Ich fand ihn vollendet.

So brich denn auf
und denke nicht, was dich erwartet.
Einmal ist es immer der Tod,
darum fürchte ihn nicht.

1929

 

 

Zwiegespräch

Du, wach auf! Ich will dich etwas fragen.
„Ich bin wach, mein anderes Ich, nur sprich.“
Kannst du dich, daß es so ist, beklagen?
„Mich beklagen? Oder meinst du dich?“

Mich denn: ja, den Bessern von uns beiden.
Mich, der alles schuf, was du vollbracht.
„Lieber Freund, du bist nicht sehr bescheiden,
Was hast du getan? Geformt? Gedacht?“

Ja, geformt: in bleibenden Gestalten!
Ja, gedacht: das dauernde Gesetz.
War was andere von mir gehalten,
was du selbst, nur blinkendes Geschwätz?

„Nein, du Lieber, du hast Recht zur Klage.
Ewig schade, was mit dir vergeht.
Was als Antwort auf so manche Frage
noch in deinen dunklen Blicken steht.

Aber— “ Aber? Zürne nicht wieder.
Sieh, ich tat nicht halb soviel wie du.
Dennoch beugt’s die Stirne mir nicht nieder,
dennoch presst es nicht das Herz mir zu.

Fühlst du unter uns dich auserlesen,
sag mir doch: wo kam es mit dir hin,
wäre ich nicht grade der gewesen,
der ich – und für dich! – geworden bin.

Sind wir nicht untrennbar ineinander,
meins so Deines wie das Deine mein?
Im Gedröhn der Zeitenwende kann der
Dichter nur ein Hauch von ihrem Sturme sein!

August 1943

 

 
Erarbeitung:
Britt Lörcks